Rumäniens Widersprüche an Weihnachten
Das Weinachtsfest ist vorbei – nach der wichtigsten religiösen Feier in Rumänien zum Jahresende, bereitet sich der Durchschnittsbürger auf die Silvesternacht vor. Doch kaum einer hat sich einer humanitären Sache angenommen.
Valentin Țigău, 29.12.2014, 18:18
Die Winterfeiertage standen nach den Präsidentschaftswahlen im November unter dem Zeichen wirtschaftlicher und sozialer Stabilität. Der Wintereinbruch stimmt diesmal mit einer erwartet positiven Entwicklung überein. Das Weihnachtsfest wurde in Rumänien intensiv und besinnlich erlebt — kaum überraschend für einen Staat, der in Sachen Religiosität zu den ersten zehn der Welt gehört. 90 % aller Rumänen bekennen sich zu ihrem christlichen Glauben.
Trockene Statistiken zeigen, dass sieben von zehn Rumänen ihren Nahestehenden Weihnachtsgeschenke mitgebracht haben. Die meisten haben für das Festessen rund 65 Euro ausgegeben, lediglich 14% zahlten mehr als 120 Euro. Dabei haben sich nur 1% aller Rumänen auch humanitärer Sachen angenommen. In manchen Fällen bekamen Hilfsbedürftige nur aus dem Ausland Geschenke. Mehr als 20.000 Kinder zwischen 3-13 Jahren, die nordrumänische Kindergärten und Schulen besuchen, bekamen Geschenke aus Deutschland. Hunderte Freiwillige aus In- und Ausland halfen beim Entladen der mit Lebensmitteln und Körperpflegeartikeln gefüllten LKWs. Die Aktion fand in 164 Ortschaften statt.
In Galatz fand unterdessen zum dritten Mal die humanitäre Aktion Weihnachten der Herzen“ statt. 5000 Personen wurde dabei ein traditionelles Weinachtsessen ausgeteilt, mit Leberwürsten, Sülze, Speck und Geschnetzeltes mit Polenta.
Auch im Ausland feierten die Rumänen das Weinachtsfest wie es sich gehört, mit den colinde“ (den typischen Adventsliedern) und tausendjährigen Bräuchen. 30 Jugendliche aus dem westrumänischen Drobeta Turnu Severin waren auch in diesem Jahr zum Fest der Weihnachtslieder nach Wien eingeladen. Die Auslandsgemeinschaft aus Madrid traf sich wie jedes Jahr in der orthodoxen Kirche der Heiligen Maria, der ältesten rumänischen Kultstätte in Spanien. Die Sehnsucht nach der Heimat werde durch das gemeinsame Zelebrieren der christlichen Feiertage gelindert, hieß es in den zahlreichen Fernsehinterviews.
Vielen Auslandsrumänen blieb die Heimreise in diesem Jahr an Weihnachten verwehrt. Einer der Gründe dafür war der plötzliche Wintereinbruch. Nach massiven Schneefällen und niedrigen Temperaturen mussten die Behörden mehrere Nationalstraßen sperren. Es mussten Notmaßnahen ergriffen werden, um die Stromversorgung und den Regelbetrieb im Straßen-, Schienen- und Flussverkehr wieder herzustellen.