Rumänien und Türkei wollen Kooperation ausbauen
Rumänien und die Türkei wollen die bilaterale Kooperation ausweiten. Am gestrigen Dienstag nahm der rumänische Premierminister Marcel Ciolacu in Ankara an einer gemeinsamen Tagung der Regierungen beider Länder teil.
Sorin Iordan und Sorin Georgescu, 22.05.2024, 16:22
Rumänische Staatsbürger dürfen künftig für maximal 90 Tage ohne Reisepass, sondern nur mit einem Personalausweis in die Türkei reisen. Die Entscheidung wurde vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Rahmen des offiziellen Besuchs des rumänischen Premierministers Marcel Ciolacu in Ankara getroffen. Der rumänische Ministerpräsident nahm zusammen mit dem türkischen Staatsoberhaupt an der ersten gemeinsamen Sitzung der rumänischen und der türkischen Regierung teil. Während des Treffens wurde die Ausweitung der Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung und Energie erörtert. Außerdem wurde beschlossen, dass die rumänischen Landwirte wieder Fleisch in die Türkei exportieren und ihre Produkte über die Türkei als Transitland verfrachten dürfen. Ciolacu erklärte, diese Entscheidung werde den rumänischen Landwirten helfen, neue Handelswege in der Region zu erschließen.
„Es ist eine große Chance für rumänische Produzenten, Zugang zu einem riesigen Markt zu erhalten, aber gleichzeitig werden wir in der Lage sein, solide Handelswege mit anderen Interessengebieten in der Region und im Nahen Osten zu schaffen. Wir brauchen solche Maßnahmen, um die ehrgeizigen wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, die wir uns gesetzt haben. Im vergangenen Jahr haben wir einen Handelsaustausch in Wert von mehr als 10 Mrd. USD erreicht, aber wir haben uns gemeinsam ein ehrgeiziges Ziel von 15 Mrd. USD gesetzt, das wir in den kommenden Jahren abhaken wollen. “
Der Bukarester Regierungschef erklärte ferner, Rumänien werde sich weiterhin für eine gute Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der Europäischen Union einsetzen, da der EU-Beitritt der Türkei seit mehreren Jahren aufgrund zahlreicher Differenzen in den Bereichen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte aufs Eis gelegt worden sei. Gleichzeitig schlug er der türkischen Seite eine Partnerschaft vor, die den Transfer von Technologie und Know-how im militärischen Bereich ermöglichen würde. Konkret könnten rumänische Unternehmen Komponenten für die Militärdrohnen Bayraktar und die gepanzerten taktischen Fahrzeuge Otokar in Rumänien herstellen.
Zu guter Letzt wurde am Rande der Gespräche auch eine Frage erörtert, die als ein Überbleibsel oder Kuriosum der historischen Beziehungen zwischen beiden Ländern betrachtet wird. Ciolacu will Gespräche über die Rückgabe des Schwertes des moldauischen Herrschers Stephan der Große an Rumänien anstoßen. Die Waffe hatte Stephan der Große als Geschenk von Papst Sixtus IV. in Anerkennung der entscheidenden Rolle des mittelalterlichen Fürstentums Moldau bei der Verteidigung des Christentums erhalten. Im 16. Jahrhundert gelangte das Schwert unter ungeklärten Umständen in den Besitz des Osmanischen Reiches und heute wird es in einem bekannten Istanbuler Museum aufbewahrt.
Das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan betonte seinerseits, dass die Wirtschaftsbeziehungen der Motor der bilateralen Beziehungen seien, und dankte Rumänien dafür, dass es der türkischen Minderheit, die fast 28 000 Menschen zählt, volle Rechte einräume. Er erinnerte daran, dass Rumänien und die Türkei zur Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität in der Schwarzmeerregion, aber auch innerhalb der NATO beitragen. Der türkische Präsident wies auch darauf hin, dass die beiden Länder zusammen mit Bulgarien eine gemeinsame Taskforce gebildet haben, die Minen im Schwarzen Meer beseitigen wird, um die Sicherheit der Schifffahrt zu erhöhen.