Rumänien und Frankreich stärken ihre strategische Partnerschaft
Rumänien und Frankreich bekräftigen ihre Entscheidung, ihre privilegierten bilateralen Beziehungen zu stärken.
Bogdan Matei und Florin Lungu, 05.11.2024, 13:11
Seit dem 19. Jahrhundert war Paris die erste Wahl für rumänische Eliten, die ihre Söhne und Töchter zum Studium in den Westen schickten. Auch viele rumänische Revolutionäre von 1848 suchten in Frankreich Zuflucht, nachdem ihre Erneuerungsbewegung von der inneren Reaktion, unterstützt von den osmanischen und zaristischen Invasionstruppen, niedergeschlagen worden war. Historikern zufolge war die tatkräftige Unterstützung des französischen Kaisers Napoleon III. entscheidend für die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer im Jahr 1859. Frankreich war auch ein beliebter Zufluchtsort für antikommunistische Aktivisten, die der von der sowjetischen Besatzungsarmee errichteten Diktatur im Land entkamen.
Der Bildhauer Constantin Brâncuși, der Essayist Emil Cioran und der Dramatiker Eugene Ionesco sind sowohl in Frankreich als auch in Rumänien weltberühmt. Die Medien und die öffentliche Meinung in Frankreich waren begeistert von der antikommunistischen rumänischen Revolution von 1989, bei der über tausend Menschen getötet wurden. Nach der Wiederherstellung der Demokratie in Bukarest wurden die bilateralen rumänisch-französischen Beziehungen immer freundlicher und enger und gipfelten 2008 im Abschluss einer strategischen Partnerschaft. Im September 2006 fand in Bukarest zum ersten Mal ein Frankophoniegipfel statt.
Am Montagabend erörterten der rumänische Premierminister Marcel Ciolacu und der französische Premierminister Michel Barnier in Paris die Konsolidierung der bilateralen strategischen Partnerschaft, wobei der Schwerpunkt auf der Wirtschafts- und Verteidigungskomponente lag. Die beiden Regierungschefs stellten fest, dass Investitionen in Schlüsselbereichen wie IT, Luftfahrt und Energie unerlässlich sind. Die Verdoppelung des bilateralen Handelsvolumens in den 16 Jahren der strategischen Partnerschaft, sein Aufwärtstrend und die traditionellen Wirtschaftsbeziehungen, wie z.B. Dacia Renault, sind solide Argumente für die Fortsetzung der Zusammenarbeit in einer konsolidierten Form – erklärte Premierminister Ciolacu, zitiert vom Korrespondenten von Radio Rumänien in Paris. Der Bukarester Regierungschef würdigte die solide Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen sowie die Tatsache, dass Frankreich auf Beschluss von Präsident Emmanuel Macron unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die Rolle der Rahmennation der NATO-Kampfgruppe in Rumänien übernommen hat, ein wesentliches Element zur Konsolidierung der Position des Bündnisses an der Ostflanke.
Es wurde auch der Wunsch Frankreichs hervorgehoben, seine militärische Präsenz in Rumänien zu verstärken, die sich derzeit auf 800 Soldaten beläuft. Premierminister Ciolacu dankte seinem Amtskollegen Barnier auch für die ständige Unterstützung Frankreichs für die vollständige Integration Rumäniens in den Schengen-Raum, die Freizügigkeit und den OECD-Beitritt, eine der wichtigsten Prioritäten der Bukarester Regierung. Nächstes Jahr feiern Rumänien und Frankreich das 145-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen, und es werden zahlreiche Veranstaltungen vorbereitet, die den Reichtum der beiden Kulturen und die Wechselwirkungen zwischen ihnen präsentieren sollen.