Rumänien trauert um Königin Anna
Königin Anna von Rumänien kehrt nach ihrem Tod zurück in das Land, das sie immer geliebt, aber erst spät in ihrem Leben kennengelernt hat. Sie wird in Curtea de Arges am Samstag zur Ruhe gelegt/
Bogdan Matei, 09.08.2016, 17:59
Der Sarg der Königin wird zunächst im Schloss Peles aufgebahrt, das im 19. Jahrhundert in Sinaia von dem Gründer der rumänischen Dynastie, König Karl dem Ersten gebaut wurde. Anschließend wird er nach Bukarest überstellt und im Thronsaal des Königspalastes aufgebahrt. Die Öffentlichkeit erhält Zugang zum Palast am Donnerstag und Freitag, die Bestattung ist für Samstag geplant – in Curtea de Arges, der ersten Hauptstadt des mittelalterlichen Fürstentums der Walachei.
Seine Ärzte haben König Michael nicht erlaubt, an den Zeremonien in Rumänien teilzunehmen. Er wird an seinem Wohnsitz in der Schweiz in Begleitung von engen Freunden und zwei orthodoxen Nonnen bleiben. Diese Entscheidung ist in tiefer Trauer getroffen worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Königichen Hauses. Im Alter von 94 Jahren und selbst schwer krank, hatte König Michael seine Frau jeden Tag in der Schweizer Klinik besucht, wo sie am 1. August verstorben war.
Geboren in Paris im Jahre 1923, begegnete Prinzessin Anna von Bourbon-Parma König Michael in London, im Jahr 1947. Im selben Jahr zwangen ihn sowjetischen militärischen Besatzungsmacht und ihrer kommunistischen Marionettenregierung am 30. Dezember, abzudanken und ins Exil zu gehen. Aus den USA, Großbritannien oder der Schweiz unterstützte er die Aktivität des rumänischen Nationalkomitees einer Exilregierung, die von den westlichen Demokratien jedoch nie als solche anerkannt wurde. Die beiden heirateten 1948.
In Bukarest trieb das kommunistische Regime eine beständig aggressive Propaganda gegen die Monarchie – die toxische Wirkung dieser Strategie ist noch nicht vollständig ausgeklungen. König Michaels Rückkehr wurde erst nach der antikommunistischen Revolution von 1989 nach Rumänien erlaubt. Er erhielt Jahre nach der Wende auch seine von den Kommunisten entzogene rumänische Staatsbürgerschaft und ein Teil seines Eigentums zurück. Als Sonderbotschafter warb er für einen NATO-Beitritt Rumäniens im Jahr 2004 und den EU-Beitritt im Jahr 2007.
In Rumänien engagierte sich die königliche Familie konstant in Wohltätigkeitsvorhaben und im Mäzenatentum. So lernten auch die Bürger schließlich ihre gefallene Königsdynastie wieder kennen. In einem Interview mit Radio Rumänien vom Jahr 2008 sagte Königin Anna, dass sie im Exil viel von ihrem Mann über seine Heimat gehört hatte, aber dass eine einmonatige Reise durch das Land – von der Dobrudscha im Südosten über das Banat im Südwesten und bis zu Siebenbürgen in der Mitte – ihre Erwartungen übertroffen habe. Sie sagte, sie habe beeindruckende Städte, Dörfer und Landschaften gefunden und herausragende Menschen getroffen.