Rumänien legt starkes Wachstum hin
Die expansive Lohnpolitik schaffe Risiken für Haushaltsdefizite und Wettbewerbsfähigkeit, warnen Experten
Corina Cristea, 17.08.2017, 17:28
Im zweiten Quartal stieg das BIP Rumäniens im Vergleich zum ersten Quartal um 1,6%, meldete Eurostat. Auf die Jahresentwicklung hochgerechnet, enstpricht das einem Wachstum von 5,7%, so die Brüssler Statistiker. Beide Zahlen rangieren weit über dem EU-Durchschnitt und über dem Durchschnitt der Euro-Zone. Eurostat bestätigt somit die Zahlen des rumänischen Statistikamtes, nach denen Rumänien zum achten Quartal in Folge Wachstum registriert. Auch in letzter Zeit wurde das Wachstum vom Konsum befeuert, doch auch die Industrieproduktion legte eine gute Dynamik hin. Andrei Rădulescu, Chefvolkswirt einer wichtigen Bank erklärte, dass gegensätzliche Entwicklungen festzustellen sind: Der Konsum der Bürger wurde in letzter Zeit von den Lohnerhöhungen gefördert, und weil Kreditkosten eher gering sind, haben wir es auch mit einem guten Kreditgeschäft in der Landeswährung zu tun,” sagt Andrei Rădulescu. Andererseits nahm der Anteil der Investitionen am Wachstum ab und mittelfristig seien auch Risiken für die Makrostabilität vorhanden. Der Ökonom meint vor allem einen Rückgang der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und das Haushaltsdefizit, das immer näher an die gefährliche Grenze von 3% des BIP rückt.
Premierminister Mihai Tudose äußerte sich zuversichtlich — die Ergebnisse bestätigen einen positiven Trend, sagte er. Die oppositionelle PNL meldete durch ihren Chef Ludovic Orban Zweifel an der Wachstumspolitik an — die Regierung mache die mittel- und langfristigen Chancen kaputt. Die stümperhaft improvisierten Gesetzesvorschläge untergraben Investitionen sowie die Privatinitiative und den Wirtschaftskreislauf. Nachdem die Regierung durch ihre angedeuteten Pläne zur Umsatzbesteuerung und zur Verstaatlichung von Rentenfonds Unsicherheit stiftete, überlege sie jetzt auch eine Spritsteuer, um den Haushalt auf ebenen Kiel zu bringen, so PNL-Chef Orban.