Rumänien ist Ziel russischer Kritik
Der verbale Schlagabtausch zwischen Russland und der NATO geht weiter. Jetzt nimmt auch Rumänien als direkt von den Erklärungen Russlands betroffenes NATO-Mitglied daran teil.
Corina Cristea, 17.04.2015, 17:20
Der Kreml ist offen und vehement unzufrieden, dass die NATO ihre Ostflanke verstärkt und hat Klartext gesprochen. Am Donnerstag sagte der russische Generalstabschef Waleri Gerasimow auf einer Sicherheitskonferenz in Moskau, dass die Länder, in denen Teile des NATO-Raketenabwehrschilds stationiert sind, Vorrang unter den Zielen Russlands haben. Dazu gehört auch Rumänien — Teile des Antiraketensystems sollen in Südrumänien bei Deveselu nahe Craiova stationiert werden. Dem russischen Verantwortlichen zufolge versuche die NATO, an der Grenze zu Russland neue Instabilitätspunkte zu schaffen — das Interesse Washingtons und seiner NATO-Verbündeten, Krisensituationen nahe Russland zu verursachen, sei immer offensichtlicher. Auch Putschversuche unter dem Deckmantel so genannter orangefarbigen Revolutionen im ex-sowjetischen Raum gehörten laut Gerasimow zur Taktik — so in der Ukraine, Georgien und Moldau. Dem Westen nahestehenden und dementsprechend gegen Russland gerichtete Kräfte seien so an die Macht geputscht worden, sagte der General.
Die NATO reagierte prompt und bekräftigte erneut, dass das Antiraketensystem der NATO gegen Russland weder geplant, noch gerichtet sei. Dazu berichtet die Korrespondentin von Radio Rumänien in Brüssel, Cerasela Rădulescu:
Geographisch und praktisch ist es unmöglich, dass die in Polen und Rumänien angebrachten Systeme Russlands Interkontinentalraketen abschießen, erwiderte eine Sprecherin der NATO auf die Reaktion Moskaus. Die Raketenschilder haben eine zu geringe Kapazität und liegen zu nahe an Russland, um das schaffen zu können. Auch dementiert die NATO, dass die Alliierten Atomwaffen nach Osteuropa verlegt haben. Es sei im Gegenteil Russland, das auf Nuklearwaffen als Instrument in seiner Einschüchterungsstrategie zurückgreift. Bereits jetzt, so die NATO, fliegen russische Langstreckenbomber Einsätze nahe der Grenzen von NATO-Staaten. Und Russland habe gewarnt, Atomstützpunkte auf der Krim und in Kaliningrad einzurichten. Die NATO sei hingegen eine defensive Allianz, die allerdings jedes Mitglied schützen wird, so NATO-Sprecherin Oana Lungescu.”
In Bukarest wies mittlerweile Premierminister Victor Ponta die „Bedrohungen und die Kritik“ russischer Verantwortlicher ab. Solche Gesten würden Rumänien nicht einschüchtern und keine Änderung der Strategie bewirken können, sagte Ponta.