Rumänien: finanziell stark, aber noch nicht fit für den Euro
Rumänien hat in den letzten Jahren durch seine Konsolidierungspolitik eine relativ hohe finanzielle Stabilität erreicht.
România Internațional, 22.04.2015, 15:53
Die am Dienstag von Eurostat veröffentlichten vorläufigen Daten für das Jahr
2014 weisen für Rumänien eine im europäischen Vergleich ausgeprägt niedrige
Verschuldung und auch ein relativ geringes Haushaltsdefizit aus, während
insgesamt in der Union und vor allem in der Eurozone beide Indikatoren wieder
steigen. Die Staatsschulden stiegen zwar in den letzten vier Jahren um rund 16
Milliarden Euro, doch sie sind im Vergleich zu den restlichen EU-Ländern auf
einem doch eher geringen Niveau. Laut Eurostat liegt die Verschuldung in
Rumänien in 2014 bei unter 40% vom BIP – das ist die viertniedrigste Quote
nach Estland, Luxemburg und Bulgarien. Am anderen Ende der Skala liegt
Griechenland, dessen Schulden 175% des BIP übersteigen. Aber auch in
Italien und Portugal liegt die Verschuldung bei über 130% des BIP.
Das Haushaltsdefizit wurde in Rumänien in den letzten vier Jahren deutlich
zurückgefahren: von 5,5% vom BIP in 2011, auf 1,5% in 2014. Das niedrigste am
BIP gemessene Defizit registrierten letztes Jahr Litauen, Lettland und Polen,
während Dänemark, Deutschland, Estland und Luxemburg
Haushaltsüberschüsse auswiesen. 12 Länder der EU haben letztes Jahr ein
Haushaltsdefizit von über 3% des BIP gemeldet, also über der so genannten
Maastricht-Grenze – die größten Defizitsünder sind Zypern, Spanien, Kroatien
und Großbritannien.
Die Daten von Eurostat zeigen des Weiteren, dass in 2014 in Rumänien die
Haushaltseinnahmen rund 33% des BIP erreichten, während die Ausgaben bei
etwas unter 35% lagen. Eurostat legte die Daten kurz vor den
Länderempfehlungen vor, die die Europäische Kommission im Rahmen des
Europäischen Semesters präsentiert. Sie basieren auf den von den Staaten für
den Zeitraum 2011-2014 gemeldeten vorläufigen Zahlen. Der Chefvolkswirt der
rumänischen Zentralbank BNR, Valentin Lazea, hatte jüngst erklärt, dass das
BIP in Kaufkraftparitäten bei über 63% des EU-Durchschnitts sein müsste, damit
Rumänien der Eurozone beitreten kann. In 2014, lag es bei 55% des EU-
Durchschnitts. Lazea wies darauf hin, dass die ärmsten Euro-Länder im Moment
des Beitritts Estland und Lettland waren – dort erreichte das BIP pro Einwohner
63,4%, bzw. 63,8% des EU-Durchschnitts. Es sei auch eher unwahrscheinlich,
dass die EU einen Kandidaten unter diesem Niveau akzeptiert – das würde der
EU, aber auch dem Staat selbst große Schwierigkeiten bereiten, so Lazea. Um
die Ziellatte von 63% zu erreichen, müsse Rumänien sieben Jahre lang jedes
Jahr um 2% schneller wachsen als der Durchschnitt der EU.