Rumänien diversifiziert seine Energiequellen
Rumänien wird im nächsten Winter Erdgas auch aus anderen Quellen beziehen, unter anderem aus dem Schwarzen Meer.
Roxana Vasile, 23.03.2022, 22:35
Infolge des Angriffskrieges in der Ukraine hat die internationale Gemeinschaft in den letzten Wochen harte wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen Russland verhängt. Einige Länder widersetzten sich lange, denn sie sind stark von russischem Gas abhängig und befürchten nun, dass Moskau bei einem möglichen Embargo den Gashahn zudrehen könnte. Zu den wichtigsten Importeuren von russischem Gas gehören Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Ungarn, die Tschechische Republik und die Slowakei. Unter diesen Umständen ist die Verringerung der russischen Gasimporte für die Länder, die am stärksten von einer möglichen Versorgungsunterbrechung betroffen sind, besonders bedrohlich.
Die Europäische Kommission schlug vor, die russischen Gasbezüge um zwei Drittel zu reduzieren und die Abhängigkeit von russischen Brennstofflieferungen deutlich vor 2030 zu beenden. Sie forderte die Mitgliedstaaten außerdem auf, bis November 90 % ihrer Gasvorräte für den nächsten Winter zu sichern, und erwägt eine Deckelung der Gas- und Strompreise. Die US-Energieministerin Jennifer Granholm kündigte an, dass die Internationale Energieagentur Maßnahmen vorbereitet, um die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu verringern. Die Vereinigten Staaten griffen bereits auf ihre strategischen Ölreserven zurück, um die Nachfrage in Europa zu stützen, und forderten andere Förderländer auf, dasselbe zu tun.
Unter den EU-Staaten ist Rumänien glücklicherweise das Land, das am wenigsten auf russisches Gas angewiesen ist. Es ist der zweitgrößte Öl- und Gasproduzent in der Union, verfügt über große unerschlossene Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer und hat die Fähigkeit, auch Schiefergas zu fördern. Analysten zufolge haben fehlende strategische Visionen und Rechtsunsicherheit dazu geführt, dass diese Reserven bisher nicht genutzt wurden, obwohl sie Rumänien in die Lage versetzen würden, energieunabhängig zu sein und sogar Energie zu exportieren. Der rumänische Resort-Minister, Virgil Popescu, verspricht nun, dass eine zusätzliche Milliarde Kubikmeter Erdgas – was 10 % des rumänischen Gasverbrauchs entspricht – bereits in diesem Jahr aus der Ausbeutung eines kleineren Schwarzmeerfeldes durch die Ölgesellschaft Black Sea Oil&Gas fließen könnte. Er sagte aber auch, dass Neptun Deep, das größte im Schwarzen Meer entdeckte Erdgasfeld mit geschätzten Reserven von 100 Milliarden Kubikmetern, nicht vor 2026 in Betrieb gehen kann. Virgil Popescu versicherte, dass die Änderungen am Offshore-Gesetz bis Ende dieser Legislaturperiode vom Parlament verabschiedet werden. Man überlege, so Popescu, dass 60 % der Gewinne aus der Erdgasförderung im Schwarzen Meer an den rumänischen Staat und die restlichen 40 % an ausländische Investoren gehen könnten.