Rumänien, Bulgarien und Serbien wollen regionale Kooperation
Bereits im 19. Jahrhundert wurden die Nachbarstaaten Rumänien, Serbien und Bulgarien von den westeuropäischen Geopolitikern als Balkanstaaten abgestempelt, die nach dem Zweiten Weltkrieg vom freien Westeuropa abgetrennt worden waren.
Bogdan Matei, 27.04.2015, 17:15
Dank ihrer Stabilität und Nachhaltigkeit bei der Umsetzung von harten Reformen wurden Rumänien und Bulgarien 2004 in die Nato und 2007 in die Europäische Union aufgenommen. Serbien, das immer noch unter den Folgen der Kriege leidet, die in den 90er Jahren in ex-Jugoslawien vom damaligen Machthaber Slobodan Milosevic entfacht wurden, wartet noch auf seinen EU-Beitritt. Bei einem Treffen am Freitag in Craiova (im Süden Rumäniens, in der Nähe der Grenzen zu Bulgarien und Serbien) hat der rumänische Ministerpräsident Victor Ponta seinen bulgarischen und serbischen Gegenübern, Bojko Borissow, bzw. Aleksandar Vučić, eine gemeinsame Aktion nach dem Muster der Kooperation zwischen den mitteleuropäischen Ländern, der bekannten Visegrád-Gruppe, vorgeschlagen. Ponta ist auch der Ansicht, dass Rumänien und Bulgarien ihre Interessen in Brüssel besser verteidigen können, wenn sie zusammen agieren.
Nach ihrem gemeinsamen Nato und EU-Beitritt haben die zwei Länder nun die Möglichkeit, wenn sie zusammenarbeiten, dem Schengen-Raum zusammen beizutreten, sagte noch der rumänische Ministerpräsident. Sein bulgarischer Amtskollege teilte diese Ansicht. Neben den gemeinsamen Projekten in den Bereichen Energie und Infrastruktur müsse die Kooperation auch in anderen Bereichen erweitert werden, einschließlich bei der Bekämpfung des Schmuggels und Menschenschmuggels, sagte Bojko Borissow. Bei ihrem Treffen mit dem serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vučić hoben Ponta und Borissow die strategischen und wirtschaftlichen Interessen der drei Nachbarstaaten hervor, von den Entwicklungen auf dem Westbalkan bis auf die Strategie in der Donauregion. Beide Ministerpräsidenten betonten auch die totale und vorbehaltslose Unterstützung der Bemühungen Serbiens um den EU-Beitritt”.
Laut Politkommentatoren war das Treffen der drei Premierminister in Craiova auch ein koordinierter Versuch Rumäniens und Bulgariens, Serbien auf dem westlichen Orbit zu halten. Mit ihrer fragwürdigen Position zwischen Brüssel und Moskau, wodurch sie einerseits den EU-Beitritt anstrebt und andererseits privilegierte Beziehungen zu Russland pflegt, hat die Regierung in Belgrad des öfteren entgegengesetzte Signale gegeben. Für die Bukarester Regierung ist eine klare Entscheidung Serbiens für die westeuropäischen Werte umso wichtiger, da in den Grenzregionen Wojwodina und Timok bedeutende rumänische Gemeinden leben. Rumänien ist einer der fünf EU-Staaten, der die Unabhängigkeit der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo, mit mehrheitlich albanischer Bevölkerung, nicht anerkannt hat, aber ständig Belgrad auffordert, die EU-Standards betreffend die Volksminderheiten zu respektieren.