Rumänen gedenken der Opfer vom Club Colectiv
Staatspräsident Klaus Iohannis hat am 30. Oktober einen Blumenkranz am Denkmal der Brandopfer vom Club Colectiv niedergelegt. Premierministerin Viorica Dăncilă erklärte, die rumänische Gesellschaft werde lange Zeit von dieser Tragödie geprägt bleiben.
Roxana Vasile, 31.10.2018, 16:40
Die Brandkatastrophe im Bukarester Nachtclub Colectiv hat sich am Dienstag, den 30. Oktober 2018, zum dritten Mal gejährt. In Gedenken an die Opfer haben am Dienstag in Bukarest zwei Gottesdienste, und einen Trauermarsch stattgefunden. Landespräsident Klaus Iohannis legte am Ort der Tragödie einen Kranz nieder, zündete eine Kerze an und hielt eine Schweigeminute. Am Dienstag abend war auch die Premiere des thematischen Films Wir steigen bei der nächsten Haltestelle aus“ von Tedy Necula, in dem es um U-Bahn-Reisende am nächsten Tag nach der Brandkatastrophe im Colectiv geht.
Bei einem Konzert der Rockgruppe Goodbye to Gravity im Bukarester Club Colectiv am 30. Oktober 2015 war ein Feuerwerk gezündet worden, das die Schallisolierung in Brand setzte. Mehrere Hundert Menschen waren zum Konzert gekommen; der Club hatte aber eine einzige Tür. 64 Menschen starben an den Folgen der Brandwunden und Rauchvergiftungen. 200 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Einer der Verletzten begang eineinhalb Jahre später Selbstmord — eine Geste der Verzweiflung nach dem schweren physischen und psychischen Trauma, meinen die Psychologen.
Zum Gedenken der Brandopfer vom Club Colectiv haben am Dienstag, drei Jahre nach der Tragödie, in Bukarest und in anderen rumänischen Städten Gottesdienste und Gedenkveranstaltungen stattgefunden. Am Abend beteiligten sich Hunderte Menschen an einem Gedenkmarsch mit dem Motto “Marsch der Gitarren”, der vom Vereinigungsplatz bis zum Club Colectiv führte. Vor dem Club Colectiv warteten die Marschteilnehmer schweigend bis zur Uhrzeit der Katastrophe, 22.30. Tausende Menschen, Verwandte, Freunde, oder Arbeitskollegen der Brandopfer, sowie viele andere Menschen legten Kränze nieder und zündeten Kerzen am Ort der Tragödie.
Im allgemeinen sind die Rumänen traurig und verbittert, weil s8e keine Möglichkeit sehen, das, was in der Politik, im Gesundheitsystem und allgemein in der Gesellschaft nicht funktioniert, noch zu korrigieren.
“Wir haben viel zu lernen von dieser Tragödie. In Rumänien ist noch viel zu ändern, wir müssen das nicht vergessen, immer daran denken und etwas in diesem Sinne unternehmen. Wir sind die einzigen, diein unserem Land etwas ändern können.”
“Alles dauert fünf Minuten, Sie wissen schon wie es bei uns ist, alle regen sich schnell auf, aber sehr bald wird alles wieder ruhig und jeder kümmert sich nur um seine Angelegenheiten.”
Drei Jahre nach der Tragödie im Club Colectiv hat die Gesundheitsministerin Sorina Pintea zugegeben, dass Rumänien nicht über die notwendigen Einrichtungen verfügt, um bei einer ähnlichen Brandkatastrophe effizient zu intervenieren. In Rumänien gibt es lediglich 11 speziell ausgerüstete Betten für Schwerverbrannten, und bei einem ähnlichen Brand müßten die rumänischen Behörden an Hilfe vom Ausland appellieren.
Heute noch gibt es in Rumänien unzählige Bars, Clubs, Pensionen oder Kaufhäuser, die ohne Brandschutzgenehmigung funktionieren. Seit drei Jahren warten die Nahestehenden der Brandopfer auf eine gerichtliche Entscheidung, aber die rumänische Justiz hat im Colectiv-Strafverfahren noch keine Schuldige zu Verantwortung gezogen.