Prognose: Handelsbilanzdefizit könnte sich dieses Jahr bei 8 % einpendeln
In Rumänien hat sich das Handelsbilanzdefizit in diesem Jahr verringert. Gleichzeitig ist das Haushaltsdefizit gestiegen.
Mihai Pelin, 11.04.2023, 18:57
Das rumänische Handelsbilanzdefizit verringerte sich nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts (INS) in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres um 5 %, und dieser Trend dürfte sich nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten in den nächsten Monaten fortsetzen. Begründet wird dies mit der Zunahme der Exporte, vor allem aber mit den sinkenden Preisen für importierte Energie. Der Rückgang des Handelsbilanzdefizits folgt auf den drastischen Anstieg im vergangenen Jahr, der sich gegenüber 2021 um 44 % erhöhte.
In den ersten beiden Monaten des Jahres beliefen sich die rumänischen Ausfuhren auf über 15 Mrd. EUR, das sind um 9 % mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2022, während die Einfuhren insgesamt über 19,4 Mrd. EUR betrugen und damit nur um 5,4 % zunahmen. Dies führte zu einem Handelsbilanzdefizit von fast 4,4 Mrd. EUR, was im Vergleich zur Zeit Januar-Februar des letzten Jahres um 232 Mio. EUR weniger bedeutet. Nach Ansicht des Finanzanalysten Adrian Codirlașu sei der Defizitabbau hauptsächlich auf die Entwicklungen im Energiesektor zurückzuführen:
Die Energiepreise sind gesunken, Rumänien importiert Energie, also denke ich, dass wir diese Entwicklung vor allem dem Energiebereich zu verdanken haben. Auch in diesem Jahr werden wir weniger für importierte Energie bezahlen als im letzten Jahr, und das wird sich im Gegenwert der Importe niederschlagen. Die Exporte werden wahrscheinlich weiter steigen und dadurch werden das Handelsdefizit und damit auch das Leistungsbilanzdefizit etwas geringer als im letzten Jahr ausfallen. Während wir letztes Jahr ein Defizit von mehr als 9 % hatten, könnten wir dieses Jahr mit einem Defizit von vielleicht 8 % oder sogar etwas weniger als 8 % rechnen. Dazu trägt auch der leichte Anstieg des BIP bei.“
Um das Leistungsbilanzdefizit weiter zu verringern, ist es nach Ansicht von Experten notwendig, das Haushaltsdefizit zu reduzieren, aber auch die Produktion in Sektoren zu fördern, in denen Rumänien zwar traditionell erfolgreich ist, die jetzt jedoch ein Handelsdefizit produzieren — so etwa die chemische und die Lebensmittelindustrie.
Indessen äußerte sich Premierminister Nicolae Ciucă unlängst, dass die Regierung wegen des hohen Haushaltsdefizits anfangen müsse zu sparen. Er forderte die Minister seines Kabinetts auf, Lösungen für Ausgabenkürzungen zu finden, bekräftigte aber gleichzeitig, dass von massiven Entlassungen oder Lohnkürzungen keine Rede sein könne:
Ich habe die Haushaltsbeauftragten aller Ressorts darum gebeten, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Ausgaben viel gezielter und verantwortungsvoller getätigt werden, denn leider haben wir am Ende des ersten Quartals ein Haushaltsdefizit von 1,4 % auf Regierungsebene. Ich habe daher die Verantwortlichen sehr deutlich, auch schriftlich, aufgefordert, Vorschläge zur Reduzierung dieser Ausgaben zu machen, damit die Bereiche Gehälter und Investitionen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.“
Ferner sagte der rumänische Ministerpräsident, dass die Wirtschaft und der Staatshaushalt im Jahr 2022 eine positive Entwicklung auf der Grundlage eines beträchtlichen Wachstums, ausländischer Investitionen und einer Rekordabsorptionsrate europäischer Gelder verzeichnet habe, doch bekämen in diesem Jahr sowohl Rumänien als auch die anderen Länder des Kontinents die negativen Folgen des Krieges in der Ukraine, die Inflation und die logistischen Probleme in den Lieferketten deutlich zu spüren, so der rumänische Regierungschef.