Präsident Iohannis: Keine Sondermaßnahmen gegen muslimische Bürger
In Rumänien verurteilten Öffentlichkeit, Medien und Politiker die Terrorserie in Paris aufs Schärfste. Präsident Iohannis sprach sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass als Reaktion auf die Attentate aus.
Bogdan Matei, 19.11.2015, 16:03
Zehn Monate nach dem Terroranschlag auf die Redaktion des Pariser Satiremagazins Charlie Hebdo ist die französische Hauptstadt von einer beispiellosen Anschlagserie erschüttert worden. Unter den Opfern war auch ein rumänisches Paar, das zwei Kinder hinterlässt. Das traditionell frankophile EU-und NATO-Land Rumänien schließt sich den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zur Terrorismusbekämpfung an. Angesichts der Befürchtungen, dass sich IS-Kämpfer als Flüchtlinge getarnt nach Europa einschleusen, bekräftigte Präsident Klaus Iohannis erneut, dass Rumänien, genau wie andere mitteleuropäische Staaten, kein Zielland für die Flüchtlingsströme darstelle.
Der Terrorismus funktioniert, solange er Angst verbreitet, sagte Klaus Iohannis: Wenn sich die Angst in unsere Gesellschaft einschleicht, dann können wir davon ausgehen, dass die Terroristen ihr wahres Ziel erreicht haben. Das können wir nicht zulassen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Fremdenhass, der Ultra-Nationalismus und der Chauvinismus eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Auf gar keinen Fall dürfen wir schließlich zulassen, dass die Angst vor Terror zur Stigmatisierung von religiösen Gruppen führt, die nichts damit zu tun haben.“ Die Bukarester Behörden werden aus Respekt für die ethnischen und religiösen Minderheiten des Landes keine Sondermaßnahmen im Fall von Muslimen in Rumänien ergreifen, teilte Staatschef Iohannis mit. Die 70.000 türkischen und tatarischen Muslime in der südöstlichen Dobrudscha seien das Vorbild einer erfolgreichen Integration, erinnerte Iohannis.
Beide Gemeinschaften sind zudem, neben den anderen ethnischen Minderheiten, in der Bukarester Abgeordnetenkammer vertreten. Am Anfang der 2000er Jahre, als sich Rumänien an internationalen Antiterrorkampagnen in Afghanistan und im Irak beteiligte, war der Sprecher im Verteidigungsministerium ein türkischstämmiger Offizier. Das religiöse Oberhaupt der muslimischen Glaubensgemeinschaft in Rumänien, der Mufti Murat Iusuf, verurteilte die Terrorserie in Paris aufs Schärfste:
Es handelt sich in erster Reihe um abscheuliche Verbrechen gegen die Menschheit, die mit der islamischen Religion keine Gemeinsamkeiten haben, selbst wenn die Täter solcher Terrorakte sich als Anhänger des Islam erklären. Ich habe jetzt erneut an alle Religionsführer appelliert, um gemeinsame Lösungen zu finden, damit derartige Gruppen keinen Platz mehr in unserer religiösen Gemeinde finden! Wir wollen niemanden unter uns haben, der den Koran missdeutet. Ich möchte nun einen Vers aus der 5. Sure erwähnen: Wer eine Seele tötet, der tötet eine ganze Gesellschaft, eine ganze Gemeinschaft!“
Der Mufti sprach den Angehörigen der Opfer sein tiefstes Mitgefühl aus und drückte der französischen Botschaft in Bukarest sein Beileid aus.