Präsenzunterricht unter Auflagen wieder aufgenommen
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen hatten die rumänischen Behörden den Schulen und Kindergärten zweiwöchige Ferien angeordnet. Ab heutigem Montag wird der Unterricht – unter Auflagen – in 70% aller Bildungseinrichtungen wieder aufgenommen.
Daniela Budu, 08.11.2021, 15:53
Etwa zwei Drittel der insgesamt rund 3 Mio. Schüler und Kinder im Vorschulalter gehen seit heute wieder in den Präsenzunterricht, nachdem die Behörden sie für zwei Wochen in Zwangsferien“ geschickt hatten, wie einige Kritiker diese Maßnahme bezeichnet haben. Sie war mit steigenden Covid-19-Infektionszahlen — auch an Schulen — begründet worden, wobei ausschlaggebend war, dass selbst viele Lehrer ungeimpft gewesen seien, so die rumänischen Behörden. Wiedereröffnet werden daher vorerst nur jene Schulen, wo mindestens 60% des Lehr- und Verwaltungspersonals gegen das Coronavirus geimpft sind. Bildungseinrichtungen, die dieser Auflage nicht entsprechen, müssen weiterhin Online-Unterricht anbieten.
Der Nationale Schülerrat ist nicht gerade glücklich mit dieser Regelung, dessen Vertreter sind der Auffassung, dass die Schulen bei weitem nicht vorbereitet seien, den Präsenzunterricht unter Einhaltung aller Vorlagen wiederaufzunehmen. Man hätte viel besser auch andere Kriterien als allein die Impfquote der Lehrer heranziehen sollen, sagen die Vertreter der Schülerinnen und Schüler, so etwa die lokale Inzidenzrate der Infektionen, die sanitäre Infrastruktur der Schulen, die jeweiligen Testkapazitäten und die vorhandenen Möglichkeiten, die Vorlagen des physischen Abstands auch tatsächlich einhalten zu können.
Der Arzt Valeriu Gheorghiţă, Koordinator der nationalen Impfkampagne, räumt zwar ein, dass der Präsenzunterricht das Risiko steigender Neuinfektionen zwar erhöhe, doch könne man den Kindern die absolut notwendigen sozialen Kontakte nicht mehr lange vorenthalten. Die Erwachsenen — Eltern und Lehrer — haben dafür zu sorgen, dass der Unterricht unter möglichst sicheren Bedingungen stattfinde. Valeriu Gheorghiţă:
Ich glaube, dass wir Erwachsenen keine Mühe scheuen sollten, um unseren Kindern Sicherheit in der Schule zu bieten. Wie das geht? Indem wir die Hygiene- und Abstandsregeln selbst einhalten, die Kinder immer wieder darauf verweisen und uns selbst impfen lassen. Nur so kann man die Pandemie schrittweise kontrollieren oder zumindest ihre Folgen begrenzen. Es stimmt ohne Zweifel, dass die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts ein zusätzliches Infektionsrisiko mit sich bringt, doch müssen wir hier ein Gleichgewicht herstellen zwischen der epidemiologischen Entwicklung und den erzieherischen Nutzen bzw. Schaden für unsere Kinder.“
Der interimistische Bildungsminister Sorin Cîmpeanu gibt seinerseits zu, dass die Regelungen für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts zwar umstritten seien, sie hätten aber auch die Lehrer dazu angespornt, sich in steigender Anzahl impfen zu lassen:
Dem Bericht von Freitag, dem 29. Oktober, zufolge hatten wir zum damaligen Zeitpunkt in 54% der öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen eine Impfquote von 60% — hier ist eine Wiedereröffnung der Schulen unproblematisch. Der aktualisierte Bericht vom 5. November zeigt eine Zunahme der vorgeschriebenen Impfquote — jetzt sind in 68% der Schulen mehr als 60% des Lehrpersonals geimpft — die Maßnahme hat also Wirkung gezeigt. Mehrere Kontrollgruppen des Bildungsministeriums werden demnächst vor Ort überprüfen, ob die sanitären Schutzmaßnahmen eingehalten werden und ob die gemeldete Impfquote der Wahrheit entspricht. Ich weiß, das ist ein Kompromiss, und man kann vieles beanstanden bei dieser Regelung, es ist jedoch eine Möglichkeit, für Schüler und Lehrer eine besser schützende Umgebung zu gewährleisten. Es ist sicherlich auch für Lehrer beruhigend, zu wissen, was die Ärzte sagen: Geimpfte werden seltener krank und übertragen das Virus auch seltener.“
Es bleiben allerdings administrative Fragen für den Unterricht offen — der während der verordneten Ferien versäumte Schulstoff muss nachgeholt werden. In dieser Hinsicht hat das Bildungsministerium die Winterferien der Grundschüler und Gymnasiasten verkürzt.