Personalmangel im Gesundheitswesen: Regierung will Neueinstellungen ermögli
Ende 2023hatte Premierminister Marcel Ciolacu unter den Sparmaßnahmen für 2024 die Einfrierung der Einstellungen im öffentlichen Sektor angekündigt. Doch das bringt das Gesundheitswesen in erhebliche Schwierigkeiten. Nun rudert die Regierung zurück.
Bogdan Matei, 09.01.2024, 17:15
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bukarester Regierung ihre eigenen, gerade verabschiedeten Beschlüsse abändert. Ende letzten Jahres hatte die Exekutive im Rahmen eines drastischen Maßnahmenpakets zur Verringerung des Haushaltsdefizits angekündigt, dass Neueinstellungen im öffentlichen Dienst während des gesamten Jahres 2024 eingefroren würden. Nun stellt die Koalitionsregierung fest, dass im Gesundheitswesen ein dramatischer Personalmangel herrscht, und erwägt eine Freigabe von Tausenden von Stellen.
Obwohl rumänische Ärzte in den letzten Jahren Gehälter erhalten haben, die mit denen in Westeuropa vergleichbar sind, wandern viele von ihnen weiterhin ins Ausland ab. Das führt — vor allem im ländlichen Bereich — zu immer mehr Gemeinden mit leerstehenden Arztpraxen. Und auch in Städten gibt es mittlerweile Krankenhäuser, die unter einem Mangel an Fachärzten leiden. Statistiken besagen, dass es nur in Bukarest und einigen anderen Universitätsstädten mit etablierten medizinischen Fakultäten — Cluj (Klausenburg), Târgu Mureș (Neumakrt), Iași (Jassy) und Craiova — genügend Ärzte gibt, während mehr als drei Viertel der Landkreise nicht über ausreichendes medizinisches Personal verfügen. Von Seiten der Opposition behauptet die USR, dass landesweit mehr als 20 000 Krankenschwestern und medizinisches Hilfspersonal sowie etwa 8 000 Ärzte fehlen.
Landesweit würden rund 15 000 Ärzte fehlen, stellt hingegen Oana Sivache richtig, die Generaldirektorin des Amtes für Krankenhausverwaltung und medizinische Dienste in Bukarest. Ihr zufolge hätten die Sparmaßnahmen der Regierung sowohl zu Personalknappheit als auch zu ernsten Situationen für die Patienten geführt. Wir fordern das Gesundheitsministerium auf, den Notstand in Bezug auf den Personalmangel im System anzuerkennen und eine Methode für die Besetzung von Stellen im Gesundheitswesen für einen festen Zeitraum von einem Jahr zu entwickeln, ähnlich wie während der Pandemie“, sagt Sivache und bemängelt, dass die Regierung Entscheidungen getroffen habe, ohne die Realitäten zu kennen.
Gesundheitsminister Alexandru Rafila (PSD) scheint sich an die immer wiederkehrenden Krisen in seinem Ressort und an die heftige Kritik seiner ärztlichen Kollegen gewöhnt zu haben. In seiner unaufgeregten Art äußerte er die Hoffnung, dass das Finanzministerium in dieser Woche die Regierungsanweisung für die Besetzung von Stellen sowohl in den Krankenhäusern unter der Obhut seines Ministeriums als auch in den Krankenhäusern auf Kommunalebene genehmigen wird. Im Gespräch mit Radio Rumänien eröffnete der Minister, dass es um mehrere tausend Stellen geht: in erster Linie handle es sich um Ärzte, einschließlich derjenigen, die Ende letzten Jahres die Facharztprüfung abgelegt haben, sowie um Pflegepersonal und Hilfskräfte.
Und auch der liberale Finanzminister Marcel Boloș, dessen Zustimmung erforderlich ist, um Neueinstellungen freizugeben, schätzt, dass das Problem noch in dieser Woche gelöst wird. Das letzte Wort hat allerdings der sozialdemokratischen Premierminister Marcel Ciolacu.