Pandemie: Kommt die fünfte Welle angerollt?
Trotz einer niedrigen Impfquote ist die epidemiologische Situation in Rumänien derzeit relativ gut, doch Ärzte warnen eindringlich vor einer neuen – fünften – Welle der Pandemie.
Corina Cristea, 28.12.2021, 15:55
Rumänien belegt EU-weit den vorletzten Platz in puncto Impfquote — nur 7,8 Mio. Menschen sind vollständig geimpft, das entspricht 40% der Gesamtbevölkerung. Die Auffrischungsimpfung, auch Booster-Dosis genannt, haben bislang nur knapp 2 Mio. Rumänen erhalten. Der Impffortschritt scheint selber in Wellen vorangegangen zu sein — die Angst vor einer Ansteckung während der Zunahme der Infektionszahlen ließ die Impfwilligkeit vorübergehend steigen, doch von einem Impfenthusiasmus kann keineswegs die Rede sein, auch wenn die Impfkampagne in Rumänien einen guten Start hatte und das Land am Anfang unter den Vorreitern rangierte.
Nun warnen Gesundheitsexperten und Behörden vor einer fünften Pandemiewelle in Rumänien ab Januar 2022. Begünstigt werden die zu erwartenden erhöhten Infektionszahlen durch die viel ansteckendere Omikron-Variante des Virus und durch die Heimatbesuche der Auslandsrumänen während der Feiertage bzw. die Rückkehr der Winterurlauber. Die Krankenhäuser wappnen sich bereits für die Aufnahme von mehr Covid-Patienten, die Spitze der neuen Infektionswelle wird für Februar oder März 2022 prognostiziert. Die Ärztin Beatrice Mahler leitet das Bukarester Institut für Lungenkrankrankheiten Marius Nasta“ und hat als praktische Medizinerin Erfahrung aus allen bisherigen Wellen gesammelt:
Wir erwarten erneut eine schwierige Zeit für das Gesundheitswesen. Nicht allein wegen der Covid-19-Pandemie und der niedrigen Impfquote, sondern auch, weil es viele Menschen mit chronischen Krankheiten gibt, die in den vergangenen zwei Jahren kaum zu den jeweiligen Fachärzten gehen konnten. Einige dieser Dauerpatienten mussten sogar ihre Behandlung aussetzen, und das bedeutet eine zusätzliche Belastung, denn Menschen mit Vorerkrankungen sind viel anfälliger für ein Virus, das die Atemwege befällt.“
Die Warnungen der Experten kommen nicht von ungefähr — bereits im Herbst hatte Rumänien eine besonders schwierige vierte Infektionswelle verzeichnet, die die Krankenhäuser an die Schwelle zur Überbelastung gebracht hatte. Die Lockerungen während des Sommers haben viele Menschen dazu verleitet, Vorsichtsmaßnahmen zu missachten, die Ermahnungen durch Epidemiologen wurden weitgehend ignoriert. Und so wurden dann im Herbst Rekordzahlen an Neuinfektionen und Todesfällen im Zusammenhang mit dem Sars-Cov-2-Virus verzeichnet. Allein im Oktober 2021 wurden über 400.000 Neuerkrankungen und mehr als 10.700 Todesfälle gemeldet.
Die Impfung bleibe daher die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Pandemie, mit der dramatische Szenen wie im vergangenen Herbst eingedämmt werden könnten, sagen Ärzte und Experten weltweit. Der Bukarester Arzt Valeriu Gheorghiță, Koordinator der nationalen Impfkampagne, plädiert auch für Offenheit und Dialog im Umgang mit Impfskeptikern. Durch Empathie, Ehrlichkeit und Diskussionsbereitschaft könne man Desinformation, Skepsis und Misstrauen entgegenwirken, so Gheorghiță.