Nach Tragödie in den Karpaten: Parlament erhöht Jagdquote bei Bären
Der rumänische Gesetzgeber hat das Gesetz zur Bärenjagd geändert. Dies nach der jüngsten Tragödie in den Bergen, bei der ein 19-jähriges Mädchen auf einem Wanderweg von einem Bären getötet wurde.
Alex Sterescu und Bogdan Matei, 16.07.2024, 14:41
Es gibt seltene Momente, in denen die rumänischen Abgeordneten aus ihrem langen Sommerurlaub gerissen und zu außerordentlichen Gesetzgebungssitzungen an die Arbeit gerufen werden. Am Montag kehrten die Abgeordneten aber in den Bukarester Parlamentspalast zurück, um neue Quoten für die Bärenjagd zu genehmigen. Dieser Schritt erfolgte nach der jüngsten Tragödie in den Bergen, bei der ein 19-jähriges Mädchen auf einem Wanderweg von einem Bären getötet wurde.
Im vergangenen Jahr hatte der Senat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der von dem Ungarnverband UDMR (ehemaliger Juniorpartner der PSD und PNL in der Regierung) initiiert wurde. Dieser sieht vor, dass in den Jahren 2024 und 2025 mehr als 400 Exemplare getötet werden sollen. Das Gesetz zielt in erster Linie auf aggressive Tiere ab, die Menschen und ihr Eigentum angreifen. Am stärksten betroffen sind die siebenbürgischen Landkreise Harghita, Covasna, Brasov und Mures, allesamt in der Landesmitte. Allein in Harghita wurden die Gendarmen seit Anfang des Jahres 231 Mal gerufen, um Bären zu verjagen.
Der ehemalige Umweltminister und Senator Tánczos Barna, der Initiator des Projekts, erklärte, dass die Initiative auf einer wissenschaftlichen Studie basiere. Sie sei vom Umweltministerium in Auftrag gegeben worden, um die Braunbärenpopulation in Rumänien zu zählen.
„Alle Studien, auch die von Nichtregierungsorganisationen, zeigen eine stetige Zunahme der Braunbärenpopulation in Rumänien. Die Braunbärenpopulation in Rumänien ist nicht in Gefahr. Es sind präventive Maßnahmen erforderlich, wie sie in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union durchgeführt werden, in denen es eine bedeutende Braunbärenpopulation gibt.”
Für den Gesetzentwurf stimmten Vertreter der Koalitionsparteien PNL und PSD sowie der populistischen AUR aus der Opposition. Die Abgeordneten der USR, die ebenfalls der Opposition angehören, enthielten sich der Stimme, nachdem mehrere ihrer Änderungsanträge abgelehnt worden waren. Diana Buzoianu, USR-Abgeordnete, erklärt:
„Der erste Änderungsantrag, der abgelehnt wurde, bezieht sich auf die Tatsache, dass die Interventionsquote, die wir anstreben, wenn wir nicht jagen wollen, sondern das Problem tatsächlich lösen wollen, von spezialisiertem Fachpersonal durchgeführt werden sollte. Es ist ganz einfach, das Problem wird nicht durch die Trophäenjagd gelöst.”
In der Zwischenzeit hat Marius Dan Sîiulescu, der Generaldirektor der Nationalen Forstverwaltung, eine verstärkte Überwachung der Bärenpopulation in den von Romsilva verwalteten Jagdgebieten, insbesondere auf den Touristenrouten, angeordnet. Die Jäger argumentieren jedoch, dass das Problem der Beeinträchtigung menschlicher Lebensräume nicht gelöst werden kann, wenn die Bärenpopulation in Rumänien nicht reduziert wird.
Experten behaupten ferner, dass es in hochgelegenen Gebieten keine tragischen Vorfälle gegeben hat, weil die alten Bären, die zahlenmäßig weniger sind, sich natürlich verhalten und sich vor den Menschen zurückziehen. Die größten Probleme bereiten die jüngeren Bären, die in landwirtschaftlich genutzten Gebieten geboren wurden und keine Angst vor Menschen haben und daran gewöhnt sind, bei der Futtersuche Bauernhöfe und Felder aufzusuchen und zu beschädigen.