Nach Feuerunglück: Katastrophenschutz darf gegen Brandschutz verstoßende Lokale schließen
Nach dem Brandunglück im Bukarester Club Colectiv“ hat das rumänische Inspektorat für Notsituationen (ISU) das Recht bekommen, die Clubs und Lokale, die gegen Brandschutzvorschriften verstoßen, zu schließen.
Mihai Pelin, 04.11.2015, 16:34
Die Lage der Verletzten nach dem Brandunglück im Bukarester Club Colectiv“, bei dem 32 Menschen ums Leben gekommen sind, bleibt weiterhin kritisch. Mehr als 130 Menschen werden in mehreren Bukarester Krankenhäusern behandelt, und die Ärzte sind nicht gerade optimistisch. In den folgenden Tagen könnte die Zahl der Toten beträchtlich steigen, warnen die Mediziner, weil die brenneden Kunststoffe von der Innenbekleidung des Saals hochgiftige Gase ausgelöst und auch besonders schwere, atypische Verwundungen verusacht haben, wie tiefe Verbrennungen auf großen Körperflachen, Nekrose des Lungengewebes und Zerstörung der Atemwege. Der Arzt Dan Enescu, Manager des Bukarester Krankenhauses Grigore Alexandrescu“, erläuterte, dass die Verbrennung eine besondere Situation ist, die medizinische und chirurgische Eingriffe benötigt. Die Chirurgie-Phase, die in einigen Krankenhäusern bereits läuft, ist bei Schwerverletzten im kritischen Zustand besonders wichtig. Dan Enescu:
Bei jedem Fall muß der Arzt individualisiert handeln. Da wir mit Verbrennungen der oberen Atemwege, mit chemischen Verbrennungen und auch mit einer besonderen Art der Vergiftung durch eine unbekannte Gasmischung zu tun haben, sind wir verpflichtet, sehr vorsichtig zu handeln. Für den chirurgischen Eingriff zur Entfernung der verbrannten Stellen müssen wir genau an dem richtigen Moment agieren. Man muß unbedingt das verbrannte Gewebe chirurgisch entfernen — der Patient könnte momentan in einem besseren Zustand sein, aber das verbrannte Gewebe würde sehr bald eine Verschlechterung seiner Lage verursachen.“
Um zukünftig solche Katastrophen zu vermeiden hat die Bukarester Regierung eine Dringlichkeitsverordnung erlassen; laut besagtem Dokument hat das rumänische Inspektorat für Notsituationen (ISU) das Recht bekommen, die Clubs und Lokale, die gegen Brandschutzvorschriften verstoßen, zu schließen. Der Staatssekretär im Innnenministerium, der Arzt Raed Arafat, sagte, die Kontrollplanung sei bereits fertig. Nach der Veröffentlichtung der Dringlichkeitsverordnung im Amtsblatt werden Kontrollen in Clubs und Lokalen durchgeführt, so Raed Arafat:
Eine erste Situation: Wenn ein Lokal die Betriebsgenehmigung ohne Brandschutzgenehmigung erhalten hat, wird der Inhaber eine Geldstrafe zw. 50.000 — 100.000 Lei bezahlen müssen (umg. zw. 11.000 und 22.000 Euro). Das Lokal wird nicht sofort geschlossen, aber der Inhaber muß binnen einer gewissen Frist alle legalen Normen erfüllen. Eine zweite Situation: Wenn ein Lokal die Betriebsgenehmigung ohne Brandschutzgenehmigung erhalten hat, und bei der Kontrolle schwere Verstösse gegen die Sicherheitsnormen festgestellt werden, so muß der Inhaber eine Geldstrafe bezahlen und sein Lokal wird sofort geschlossen. Ein schwerer Verstoß wäre zum Beispiel, dass das Lokal nur einen Notausgang hat, obwohl in dem Fall zwei Notausgänge vorgesehen wurden. Und eine dritte Situation: Wenn ein Lokal ohne Betriebsgenehmigung und ohne Brandschutzgenehmigung funktioniert, folgen eine hohe Geldstrafe und die sofortige Schließung des Lokals.“