Mehr Korruption im Medizinsystem nach Pandemie
Eine der Folgen der Coronavirus-Pandemie ist ein höheres Niveau an Korruption im Gesundheitssystem - zu diesem Schluss kommt eine von Transparency International veröffentlichte Studie.
Leyla Cheamil, 16.06.2021, 12:59
Die COVID-19-Pandemie soll demnach die Bürger der Europäischen Union aufmerksamer auf Korruption gemacht haben. 40.000 Einwohner der 27 EU-Länder haben an diesem Europäischen Korruptionsbarometer teilgenommen, das von Oktober bis Dezember 2020 durchgeführt wurde. Weniger als die Hälfte von ihnen glaubt, dass die Krise von den Behörden „transparentˮ gehandhabt wurde. In Frankreich, Polen und Spanien glauben mindestens 60 % der Befragten, dass es ihrer Regierung im Umgang mit der Pandemie an Transparenz mangelt, so die Umfrageergebnisse. Die Gesundheitsdienste seien besonders von Korruption betroffen.
„Das Gesundheitswesen ist ein Nährboden für Korruption, während die Regierungen versuchen, die COVID-19ˮ-Pandemie in den Griff zu bekommen“, stellt Transparency International in seinem Bericht fest.
Obwohl zwar nur 6 % der Befragten angaben, Bestechungsgelder gezahlt zu haben, um Zugang zum Gesundheitswesen zu erhalten, erklärten 29 % , persönliche Verbindungen genutzt zu haben, um privilegierten Zugang zu erhalten.
Laut der Studie können Leben verloren gehen, wenn gut vernetzte Menschen eine COVID-19-Impfung oder eine medizinische Behandlung vor denen mit dringenderen Bedürfnissen erhalten. Bestechung im Gesundheitssektor wird am häufigsten in Rumänien – 22 % und Bulgarien – 19 % gemeldet, und die Nutzung persönlicher Beziehungen ist am häufigsten in der Tschechischen Republik – 54 % und Portugal – 46 %. Auf der anderen Seite gelten Ungarn und Polen als Länder, die die Gesundheitskrise als Vorwand genutzt haben, um die Demokratie zu untergraben, indem sie neue Maßnahmen einführten, die zur Schwächung der demokratischen Institutionen führten. In Deutschland wurden Mitglieder der regierenden CDU beschuldigt, auf dem Markt eingegriffen zu haben und mehr als 60 % der befragten Deutschen glauben, dass die Regierung unter dem Einfluss privater Interessengruppen steht. Im Übrigen haben auf EU-Ebene mehr als die Hälfte der Teilnehmer an der Umfrage die gleiche Meinung über ihre eigene Exekutive. Tatsächlich glaubt ein Drittel der befragten Europäer, dass die Korruption in ihrem Land entweder stagniert oder zugenommen hat.
Die Autoren des Berichts weisen darauf hin, dass die Politiker die Krise als „Profit-Gelegenheit gesehen habenˮ und zitieren dabei die Lobbyarbeit für den Kauf von Schutzmasken. Sie fordern die Regierungen der EU-Länder auf, ihre Anstrengungen zu verstärken, um einen fairen und gerechten Ausstieg aus der aktuellen Pandemie zu gewährleisten. „Diese Ergebnisse sollten als Weckruf für Regierungen und EU-Institutionen gesehen werden“, so Michiel van Hulten, Direktor von Transparency International in der Europäischen Union, in einer Erklärung.
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