Masern: Rumänien weist EU-weit die höchste Infektionsrate auf
Im vergangenen Jahr sind in Rumänien vor dem Hintergrund sinkender Impfraten mehr als 16 500 neue Fälle von Masern aufgetreten, und 16 Menschen sind an der Krankheit gestorben.
Sorin Iordan und Sorin Georgescu, 29.05.2024, 14:43
Die Impf-Skepsis, die mit der COVID19-Pandemie an Schwung gewonnen hat, beginnt ihre Wirkung zu entfalten. Rumänien, wo die Stimmen der Impf-Gegner insbesondere in den sogenannten Social Media immer lauter werden, liegt laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Maserninfektionsrate an fünfter Stelle in Europa und an erster Stelle in der Europäischen Union. Aus dem WHO-Bericht geht auch hervor, dass in ganz Europa die Zahl der in diesem Jahr gemeldeten Erkrankungen die Gesamtzahl der im Jahr 2023 gemeldeten Fälle übersteigen wird – geschätzt mehr als 60 000 Fälle, wobei allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres über 56 000 Erkrankungen und vier Todesfälle verzeichnet wurden.
Die Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die besonders verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern unter 5 Jahren hat. Im Laufe eines Jahres sind in Rumänien mehr als 16 500 neue Fälle von Masern aufgetreten, und 16 Menschen sind an der Krankheit gestorben, teilte das Institut für öffentliche Gesundheit in Bukarest mit. Die meisten Erkrankungen wurden in der Landesmitte und in der Hauptstadt verzeichnet. Der Vizepräsident der Nationalen Gesellschaft für Familienmedizin, der Arzt Gindrovel Dumitra, erklärte gegenüber Radio Rumänien, dass nur geimpfte Personen und solche, die die Krankheit bereits durchgemacht haben, gegen Masern geschützt sind. Er betonte auch, dass es für Masern keine spezifische Behandlung gibt, und forderte alle Eltern, deren Kinder erkrankt sind, auf, sofort einen Arzt aufzusuchen:
„Nach der Ansteckung gibt es keine Möglichkeit mehr, die Krankheit mit einem antiviralen Medikament oder einem Antibiotikum zu behandeln. Es handelt sich lediglich um eine unterstützende Behandlung, um dem Körper zu helfen, diese Erkrankung zu überwinden. Gleichzeitig können wir eine Reihe von anderen Substanzen verabreichen, die dazu beitragen, dass die Krankheit keine Folgeerscheinungen hinterlässt. Es ist daher dringend zu empfehlen, einen Arzt aufzusuchen, der durch die zur Verfügung stehenden therapeutischen Mittel versucht, Komplikationen und eine Entwicklung der Krankheit mit tödlichen Folgen zu verhindern.“
Der Arzt Gindrovel Dumitra fügte noch hinzu, dass der derzeitige Trend zur Impfskepsis in Rumänien und weltweit zwar schon vor der Pandemie vorhanden war, dass er aber zunahm, nachdem einige geimpfte Personen feststellten, dass ihre Immunität gegen COVID19 nach einiger Zeit wieder abgenommen hatte. Er betonte, dass der Masernimpfstoff hingegen eine lebenslange Immunität verleiht. Laut WHO-Statistiken gibt es in Rumänien knapp 240 Fälle pro 100 000 Einwohner. Im vergangenen Jahr hatten mehr als 75 % der erkrankten Kinder unter 5 Jahren keinen Masernimpfstoff erhalten. Im Jahr 2021 lag die Masernschutzimpfungsrate in Rumänien bei 81 %. Im Jahr 2019 lag sie vor dem Ausbruch der Pandemie bei 86 %, während sie 1990 noch über 90 % betrug.