Leiter der Nationalbank plädiert für mehr Investitionen in Infrastruktur
In Rumänien sei die Armut nach wie vor ein beachtliches Problem, zeigt das Nationale Statistikamt in seinem jüngsten Bericht. Der Leiter der Nationalbank Mugur Isărescu hat dieses Thema am Jahresforum der Zeitschrift Forbes in Bukarest angesprochen.
Leyla Cheamil, 21.09.2016, 15:57
Rumänien brauche Strukturreformen, hat der Leiter der Nationalbank, Mugur Isărescu, am Jahresforum für Mittel-und Osteuropa, organisiert in Bukarest vom englischsprachigen Wirtschaftsmagazin Forbes erklärt. Isărescu forderte im Anschluß eine bessere Abrufquote für EU-Finazmittel, da diese die Strukturreformen stimulieren könne, sagte der Gouverneur der rumänischen Nationalbank. Die Konsolidierung des makroökonomischen Gleichgewichts sei zudem von großer Bedeutung und die Investitionen in Infrastruktur sowie im Bildungssektor müssten mit höchster Priorität behandelt werden, weil diese Art von Investitionen einen Produktivitätszuwachs mit sich bringen können.
Die Produktivitätssteigerung sei wichstigste Voraussetzung für die Erhöhung des Lebensstandars der rumänischen Bürger, erläuterte der Gouverneur der Nationalbank. Dazu Mugur Isărescu: “Die rumänische Wirtschaft kann ein schnelleres Wachstumstempo erreichen. Das möchte ich jetzt klarstellen. Meiner Ansicht nach soll der Wirtschaftsaufschwung Rumäniens den aktuellen Zustand von 3-4% überschreiten. Dieses schnelle Tempo müsste aber auch nachhaltig sein. Die Wiederakurbelung öffentlicher Investitionen und die Umsetzung von Strukturreformen werden in die Länge gezogen und das lässt sich auf das Wachstumspotenzial rumänischer Wirtschaft negativ auswirken. Daher müssten die Bukarester Behörden die Behebung der Probleme, die die schnellen Fortschritte in diesen zwei Bereichen vehindern, als prioritär behandeln.
Im seinem jüngsten Bericht zeigt das Nationale Statistikamt, dass die Armut nach wie vor ein beachtliches Problem der Rumänen sei. Knapp 50% rumänischer Bürger können demnach die monatlichen Ausgaben kaum decken. Als Grundlage für diese Studie diente die Situation im Vorjahr, als laut Statistik, über 32% rumänischer Familien sich mit dieser Situation konfrontierten. Vom monatlichen Netto-Einkommen entfällt der größte Anteil auf Hypotheken-Zahlung und laufende Kosten für den Haushalt. Über 13% der Haushalte konnten im Vohrjahr die Heizkosten nicht zahlen, während mehr als 69% der Rumänen sich eine Woche Urlaub nicht leisten konnten.
Der Soziologe Codrin Scutaru vom Nationalen Institut für Lebensqualität erläutert: Eine aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht schwere Situation betrifft auch die Kategorien, die ihre Beiträge zu Sozialversicherungen lange gezahlt haben und anschließend von der Versicherung einen Geldbetrag zurückbekommen, der ihnen einen anständigen Lebensstandard nicht gewährleisten kann. Der Lebensstandard ändert sich nicht beachtlich von Jahr zu Jahr. Die Lebensqualität der Bürger bekommt das Wirtschaftswachstum meistens erst nach einigen Jahren zu spüren und das ziemlich bescheiden. Mit der schwierigsten Situation konfrontieren sich laut dem Nationalen Statistikamt die alleinerziehenden Mütter, die Menschen über 65 und die vier-oder fünfköpfigen Familien.