Immer deutlicher zeichnet sich das Risiko ab, dass sich der Streik negativ auf den Zeitplan für die Prüfungen am Ende des Schuljahres auswirkt. Die Frist für die Anmeldung zum diesjährigen Abitur wurde verlängert und das Bildungsministerium teilte mit, dass diese Änderung keine Auswirkungen auf den Prüfungszeitpunkt haben wird. Nach dem Chaos in den Pandemie, als sie mit Online- oder Hybridunterricht allein gelassen wurden und ohne Einweisung zurechtkommen mussten und vor dem allgemeinen Hintergrund einer finanzierungsschwachen Bildung und den eher ungünstigen Entscheidungen verantwortlicher Minister aller politischer Couleur, haben die Lehrer beschlossen, dass es an der Zeit ist, sich Gehör zu verschaffen. Schon seit dem Winter hatten die Lehrer mit Generalstreik gedroht, wenn die Regierung in Bukarest keine für sie zufriedenstellende Lösung findet.
Der Schulstreik, der am 22. Mai begann, wurde in den letzten Tagen durch massive Straßenproteste in der Hauptstadt und in vielen rumänischen Städten begleitet. Die Demonstranten haben die Regierung aufgefordert, Lösungen zu finden, um ihnen bis Ende des Jahres eine Gehaltserhöhung zu gewähren und ein angemessenes Gehalt für neue Lehrer zu garantieren. Was hat die Regierung angeboten? Zwei Einmalzahlungen, sagt Gewerkschaftsführer Marius Nistor, der am Dienstag mitmarschierte: „Das Angebot der Regierung ist dasselbe und Hunderttausende von Beschäftigten, die im ganzen Land und heute in Bukarest protestieren, antworten mit einem klaren Nein. Sie brauchen ein angemessenes Gehalt, sie brauchen 25% mehr, sie brauchen ein Gesetz, das die Gehälter der Neueinsteiger auf den Bruttodurchschnittslohn in der Wirtschaft festlegt. Das muss die Grundlage für das künftige einheitliche Lohngesetz sein”.
In der Hoffnung, dass Präsident Klaus Iohannis als Ex-Lehrer an einem Gymnasium im Tarifkonflikt schlichtet, versammelten sich am Dienstag Zehntausende von Lehrern und Vertretern des restlichen Schulpersonals aus dem ganzen Land vor dem Präsidialamt, um höhere Gehälter und Investitionen in die Bildung zu fordern. Der Präsident teilte ihnen mit, dass er ihre Sorgen und Forderungen verstehe, betonte jedoch, dass eine Beendigung des Streiks für den reibungslosen Ablauf des Schuljahres entscheidend sei. Klaus Iohannis erklärte sich auch bereit, eine von allen Regierungsparteien getragene politische Vereinbarung zu garantieren, um sicherzustellen, dass die neue Lohntabelle den Wünschen der Beschäftigten im Bildungswesen Rechnung trägt. Die Streikenden wollen nicht missverstanden werden: „Unser Signal wurde falsch verstanden – wir sind nicht nur an Geld interessiert, wir kämpfen für eine gerechte Gesetzgebung“ sagt eine Lehrerin, und ihre Kollegin fügt hinzu: „Ich will ein anständiges Leben, wie es die rumänische Verfassung garantiert, wir leben nur von heute auf morgen und haben Schulden”,