Kursgewinne für den Franken belasten rumänische Kreditnehmer
Die Schweizer Notenbank hat den Franken freigegeben, nachdem sie über mehrere Jahre an einem Mindestkurs im Verhältnis zum Euro festgehalten hatte. In Rumänien wurden 150 Tausend Bankkunden getroffen, die Kredite in Schweizer Franken aufgenommen hatten.
Mihai Pelin, 16.01.2015, 15:43
Vor mehr als acht Jahren haben sich viele Menschen in Rumänien mitten im Wirtschaftsboom vor der Krise für Darlehen in damals billigen Schweizer Franken entschieden. Es schien ein Supergeschäft zu sein — der Franken war stabil, die Zinsen niedriger als für Kredite in Euro oder Dollar. Über 150.000 von ihnen müssen heute noch dafür Raten zahlen und sehen jetzt hilflos zu, wie die Kurse nach der überraschenden Entscheidung der Schweiz explodiert sind. Die dortigen Notenbanker erklärten, dass ein Festhalten an einer Kursdeckelung nicht mehr erforderlich war, weil sich der Euro abgewertet hatte. Nachdem die Grenze von 1,20 Franken für einen Euro beseitigt wurde, stieg der Kurs unkontrolliert — der Franken wertete sich rekordverdächtig um über 30% auf. Die Entwicklung erschütterte die Banken in Mitteleuropa. Nach dem anfänglichen Chaos an den Währungsmärkten stabilisierte sich der Kurs und pendelte sich bei etwa 1 zu 1 ein, doch auch bei diesem Stand ist der Franken so teuer wie seit langem nicht mehr. Die Volatilität wirkt sich nicht gerade stabilisierend auf das rumänische Bankensystem aus, glauben Experten. Dafür hat die signifikante Aufwertung des Franken verheerende soziale Folgen — zuständig dafür sei die Rumänische Zentralbank BNR, die mit neuen Vorschriften eingreifen sollte. Während die Schuldner bangen, gibt sich die BNR unbesorgt — in der Gesamtkreditmasse stellen Kredite in Schweizer Franken gerade 5% dar, sagt Adrian Vasilescu, Berater des rumänischen Notenbankchefs: “Diese Menschen müssen mehr bezahlen, das ist natürlich bedauerlich. Aber ich muss etwas sagen: Die BNR hat unzählige Male darauf bestanden, dass Menschen Kredite in der Währung aufnehmen sollten, in der sie auch bezahlt werden,” so Vasilescu.
Die Entscheidung der Zentralbank in Bern hat globale Auswirkungen. Die Renditen für deutsche Staatsanleihen sind auf ein Rekordminimum gefallen, die Preise für den japanischen Yen und die Feinunze Gold stiegen. IWF-Chefin Christine Lagarde zeigte sich überrascht. Die Kapitalströme und Wechselkurse werden in Zukunft mehr als je im Zeichen der Volatilität stehen, weil einige Zentralbanken eine asynchrone Politik betreiben. Europa sei mit Ausnahme Großbritanniens noch fragil und es sind solidere Strukturreformen notwendig, so Lagarde.