Kulturminister Vlad Alexandrescu aus Amt entfernt – Rache der Politikerseilschaften?
Die Expertenregierung des ehemaligen EU-Kommissars Dacian Cioloş verliert reihenach ihre Minister. Ein guter Kenner der Szene meint, die alteingesessenen Politikerseilschaften stellen unangenehmen Ministern ein Bein, bloß um sich selbst zu profilieren.
Roxana Vasile, 04.05.2016, 17:01
Nach dem Rücktritt der Arbeitsministerin Ana Costea und der Ministerin für europäische Fonds, Aura Răducu, folgt nun der Rücktritt des Kulturministers. Der rumänische Premierminister Cioloş hat am Dienstag den Kulturminister Vlad Alexandrescu seines Amtes enthoben. Vlad Alexandrescu, Professor und ehemaliger rumänischer Botschafter in Luxemburg, war für die Art und Weise kritisiert worden, wie er den Konflikt an der Bukarester Staatsoper zu managen versucht hat. Die Situation in der Musikinstitution bleibt weiterhin gespannt. In einem einzigen Monat wurden drei Direktoren ersetzt.
Für den Ministerpräsidenten Dacian Cioloş sei die Art, in der ein Amtsträger in einer Krisensituation handelt, und seine Fähigkeit, seinen Ressort zu leiten, ausschlaggebend, hieß es. Dem Kulturminister Vlad Alexandrescu wird Unentschlossenheit vorgeworfen. Er gab zunächst seinen Rücktritt bekannt, um danach einen Rückzieher zu machen und zu sagen, dass er nur per Amtsenthebung seinen Posten räumt. Alexandrescu hat die Regierungsmitglieder der Einschüchterung beschuldigt. Der ehemalige Minister schrieb in einem offenen Brief, er habe in den sechs Monaten seiner Amtszeit verschiedene Interessengruppierungen gestört.
Unter den Kulturpersönlichkeiten, die Vlad Alexandrescu unterstützen, zählt der Kulturphilosoph und Kunstkritiker Andrei Pleşu, der in den Frühneunzigern ebenfalls Kulturminister gewesen ist. In im Blog-Abschnitt einer Tageszeitung hob Andrei Pleşu die Verdienste des Professors Alexandrescu hervor. Dieser habe Denkmäler vor Immobilienhaien gerettet und zum ersten Mal eine öffentliche Spendenaktion für den Kauf des Meisterwerkes Weisheit der Erde des rumänischen Bildhauers Constantin Brâncuşi organisiert. Alexandrescu hat Roşia Montană auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen und dadurch die Absicht, die 1900 Jahre alte Ortschaft in eine riesige Goldmine umzuwandeln, gestoppt.
Andrei Pleşu meint weiter, der ehemalige Minister habe durch seinen Tatendrang und seine Vorstöße die Seilschaften korrupter Politiker und Geschäftemacher gestört. Experten wie Alexandrescu seien aber auch leichter anzugreifen als Minister, die politisch unterstützt werden. Letztere haben stets eine Partei hinter sich: Die Partei schlägt sie vor, unterstützt sie, deckt sie und zieht sie nur dann zurück, wenn sie unhaltbar werden. Laut Andrei Pleşu werde die Expertenregierung allein aufgrund des Versuchs, etwas zu nach vorne zu bringen, bestraft. Man setze ihr zahlreiche Hindernisse in den Weg und erteile ihr dann eine Schelte, weil sie nicht schnell genug gehandelt habe, so Andrei Pleşu über die Art und Weise der Politikerszene, der Expertenregierung ein Bein zu stellen.
Scharf kritisiert werden zurzeit auch Gesundheitsminister Patriciu Achimaş-Cadariu und Landwirtschaftsdminister Achim Irimescu. Beobachter gehen davon aus, dass eine Amtsenthebung auch in ihrem Fall nicht auszuschließen sei.