Kulturgeprägter Herbstanfang in Bukarest
In der rumänischen Hauptstadt ist bei sommerlichen Höchsttemperaturen kulturelle eine ganze Menge los.
Ștefan Baciu, 04.09.2015, 17:24
Das Hauptereignis ist natürlich die 22 Auflage des Enescu-Festivals, die am 30.August gestartet ist und bis zum 20. September dauert. Über 70 Auftritte sind über diese knappen drei Wochen geplant — nicht nur in Bukarester Konzerthallen, sondern auch im Freien und in anderen Städten. Das Interesse ist enorm, die Tickets wurden innerhalb weniger Minuten ausverkauft, als sie vor einigen Monaten über das Internet freigeschaltet wurden. Die erste Auflage fand 1958 statt, drei Jahre nach Ableben des Komponisten George Enescu. Das Festival wurde ursprünglich alle drei Jahre organisiert; anlässlich der ersten fünf Auflagen gab es immer auch einen internationalen Musikwettbewerb, dessen Tradition 1991 wieder aufgenommen wurde. Seit 2001 wird das Festival sogar alle zwei Jahre organisiert. Schon in der ersten Woche des Festival traten namhafte Orchester und Dirigenten auf die Bühnen — so die Berliner Philharmoniker unter Führung von Sir Simon Rattle oder das israelische Philharmonieorchester unter Leitung des legendären Zubin Mehta. Vier der sechs Rundfunkorchester und Chöre gaben mit dem Chor der George Enescu Philharmonie und nicht weniger als acht internationalen Solisten die 8. Symphonie von Gustav Mahler, Dirigent war der Deutsche Cornelius Meister.
Doch Bukarest ist mehr als nur Musikszene: 13 Theaterstücke aus 10 Ländern wurden bei der 10.Auflage des Festivals New European Theatre Action in den sechs Sälen des brandneu sanierten Nationaltheaters aufgeführt. Nationale und internationale Koproduktionen, Lustspiele, Dramen, Tanztheater, innovative Bühnenkonzeptionen, Klassik und Moderne — nichts fehlte bei dem Festival.
Last not least ist Bukarest auch eine filmversessene Hauptstadt. Bis Sonntag zeigen zwei Kinos die Produktionen, die das Publikum beim Internationalen Festival der Indiefilme Anonimul sehen durfte. Das ist ein Muss, denn das Festival findet seit 12 Jahren im entlegenen Sf. Gheorghe im Donaudelta statt und nicht alle nehmen den Weg dorthin — oder die im Sommer hungrigen Massen von Moskitos – in Kauf. Die in Sf.Gheorghe vom Publikum zu Siegern gemachten Filme werden am letzten Tag der Retrospektive gezeigt. Dazu gehören die Kurzfilme Listen und Dispozitiv 0068 aus Dänemark und Finnland, bzw. aus Rumänien, und natürlich der beste Spielfilm – Lumea e a mea — Die Welt gehört mir, von Nicolae Constantin Tănase.