Koordinierung des Erdbebenschutzes
Die rumänischen Behörden ergreifen neue Maßnahmen zum Schutz vor Erdbeben.
Bogdan Matei, 16.02.2023, 14:08
Die verheerenden Erdbeben der vergangenen Woche in der Türkei und in Syrien sowie die ungewöhnlichen Beben in der südwestrumänischen Region Oltenien scheinen die Behörden in Bukarest wachgerüttelt zu haben. Premierminister Nicolae Ciucă forderte, dass die Qualität der Materialien und die Baustandards noch einmal überprüft werden müssen, damit das, was in den Projekten geplant ist, auch tatsächlich gebaut wird. Ciucă kündigte auf der Exekutivsitzung auch die Einrichtung einer interministeriellen Gruppe an, die sich vorwiegend mit der Prävention, der Vorbereitung und der Reaktion von Institutionen in Notsituationen befassen wird. Er erklärte, dass eine besondere Aufmerksamkeit auf erdbebengefährdete Schulinfrastrukturen gelegt werden sollte. Er forderte auch eine Kontrolle der türkischen Firmen, die in Rumänien bauen.
Die türkische Geschichte hat in diesem Bereich viele Ähnlichkeiten mit der rumänischen nach 1990, mit dem wesentlichen Unterschied, dass Rumänien in diesem Zeitraum von Erdbeben in der Größenordnung der türkischen verschont blieb. Die islamisch-konservative Regierung in Ankara gewährte im Vorfeld der Wahlen 2018 eine Amnestie für illegal errichtete Gebäude. Inzwischen haben sich mehr als neun Millionen Hausbesitzer selbst registriert und sind damit legal geworden. Es ist unklar, wie viele der Gebäude durch das Erdbeben vom 6. Februar beschädigt wurden. Kommentatoren äußern hierzu unterschiedliche Meinungen.
In Oltenien haben in den vergangenen Tagen Erdbeben mit einer Stärke über 5 Sachschäden und akute Panik verursacht, aber keine Menschenleben gefährdet. Der Entwicklungsminister Cseke Attila erklärte, dass bisher Verträge zur Verstärkung von 240 Gebäuden in erdbebengefährdeten Gebieten unterzeichnet wurden, die aus Mitteln des nationalen Aufbau- und Resilienzplans (PNRR) finanziert werden. Es gibt auch mehrere Programme, die der Staat zur Verstärkung von erdbebengefährdeten Gebäuden finanziert, und allein über den Resilienzplan werden 555 Millionen Euro bereitgestellt; 290 Anträge wurden bereits auf der Plattform des Ministeriums registriert.
Am 4. März 1977 ereignete sich in Rumänien ein schweres Erdbeben, bei dem 1 570 Menschen ums Leben kamen und Sachschäden in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar entstand. Die Zerstörung von etwa 230 000 Häusern und Zehntausenden von Unternehmen führte zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Nach Ansicht von Historikern löste das Erdbeben eine wirtschaftliche und soziale Krise aus, die die kommunistische Diktatur bis zu ihrem Zusammenbruch im Jahr 1989 nicht überwinden konnte. Experten warnen vor dem Einsturz weiterer Gebäude in Bukarest, sollte es zu einem Erdbeben wie im Jahr 1977 kommen. In Rumänien treten jedes Jahr mehr als 100 Erdbeben der Stärke 3 oder höher auf der Richterskala auf.