König Michael I. wurde 95 Jahre alt
In einer Zeit, in der die Medien vorrangig jenen Politikern viel Aufmerksamkeit schenken, die im stetigen Wahlkampf zu sein scheinen, ist der 95. Geburtstag des letzten König Rumäniens fast unbemerkt vergangen.
Bogdan Matei, 26.10.2016, 17:05
Am Dienstagabend fand im Rumänischen Athenäum ein Konzert zu Ehren des Königs Michael I. statt. Die erstgeborene Tochter des Königs Prinzessin Margarita von Rumänien sprach über die Rolle der Dynastie in der Geschichte des Landes:
Der 95. Geburtstag Seiner Majestät findet in einem Jahr statt, in dem 150 Jahre begangen werden, seitdem die königliche Familie der Geschichte Rumäniens, der Identität und der Kontinuität der Nation dient. König Michael war sein ganzes Leben lang, fast ein Jahrhundert, pflichtbewusst, gläubig und liebte sein Land über alles.“
In der Haltung des letzten Staatschefs aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, der noch am Leben ist, war nie auch nur ein Hauch von Hochmut zu bemerken. Es gab nie Selbstverherrlichendes im Diskurs eines Menschen, der Geschichte geschrieben hat, der den demokratischen Prinzipien und den traditionellen Allianzen mit den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich treu blieb. König Michael I. war ein Gegner des Nationalsozialismus und Kommunismus und mit fast 30 Jahren Gegenstadt der Abneigung Hitlers und Stalins gleichermaßen.
König Micheal I. wurde am 25. Oktober 1921 geboren und stieg im September 1940 auf den Thron. Der General und später Marschall Ion Antonescu ignorierte und verachtete ihn. Der König blieb lange Zeit im Schatten des Marschalls. Michael I. hat Antonescus Fehler nicht bekämpft und konnte sich diesen nicht widersetzen. Die antisemitische Politik und der Beschluss, der Allianz mit Nazi-Deutschland sowie den Engagements gegenüber Hitler treu zu bleiben, zählten zu Antonescus Fehlern. Am 23. August 1944, als die Rote Armee Bukarest bedrohte, beschloss König Michael die Verhaftung des Marschalls, den Austritt Rumäniens aus der Achse und den Beitritt zur Anti-Hitler Koalition. Historiker sind der Auffassung, dass der Vorstoß die deutsche Kampfmaschinerie erschüttert, den Krieg um sechs Monate verkürzt und dadurch unzählige Leben gerettet und Sachschaden in Europa vermindert habe. König Michael I. dankte am 30. Dezember 1947 ab und wurde ins Exil gezwungen, als das Land bereits von einer kommunistischen Regierung geführt wurde und sich praktisch unter sowjetischer militärischer Besatzung befand.
Im Schweizer Exil verdingte sich der König Rumäniens als Automechaniker und beschäftigte sich mit Ackerbau und Tierzucht. Doch auch als normaler Bürger wurde Michael I. bis 1989 stets von der Geheimpolizei beobachtet.
König Michael kam mit 75 Jahren nach der Wende 1989 nach Rumänien. Die Zurückhaltung, die Eleganz, die Demut, die ihn charakterisieren, sorgen für Respekt. Viele Rumänen stellen sich die Frage, wie sich das Land ohne die Abdankung von 1947, ohne der blutigen kommunistischen Diktatur und der inkohärenten Transition hätte entwickeln können.