Keine Deflationsängste in Rumänien
Die rumänische Zentralbank BNR hat die Inflationsziele gesenkt, befürchtet aber - noch - keine Deflation
Valentin Țigău, 12.11.2014, 12:30
Das Nationale Statistikinstitut Rumäniens hat mitgeteilt, dass die Konsumpreise im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,44% gestiegen sind. Diese Preislage hat die Befürchtungen hinsichtlich der Inflationsprognose beruhigt, wobei die Rumänische Zentralbank BNR die Prognose von 2,2% auf 1,5% für dieses Jahr und von 3% auf 2,2% im nächsten Jahr nach unten korrigiert hat. Diese Entwicklung beschäftigt auch den Wirtschaftsexperten Constantin Rudniţchi: “Ganz Europa fürchtet sich vor dieser Deflationstendenz, also vor rückläufigen Preisen. Rumänien ist zwar nicht in dieser Situation, das heißt, wir stehen nicht vor der Gefahr der Deflation – aber auf jeden Fall ist sie für Europa ein ganz dringendes Problem. Ein Preisrückgang bedeutet wiederum ein Marktverlust.”
Nach Angaben der Zentralbank wird nächstes Jahr eine leichte Verbilligung von Alkohol- und Tabakerzeugnissen eintreten, während andere Erzeugnisse – zum Beispiel Treibstoff – auf die Verbrauchsteuern erhoben werden, mehr kosten könnten. Zentralbankchef Mugur Isărescu hat in einem Bericht seines Hauses aufgezeigt, dass die Berichtigung der Inflationsziele auf das ausgeprägte Defizit der Nachfrage und der signifikant niedrigen Inflation in der Eurozone zurückzuführen ist.
Als Risiken für die rumänische Volkswirtschaft nannte er die geopolitischen Entwicklungen und die eventuelle Verzögerung der Reformprozesse. Rumänien ist eine Reihe von Verpflichtungen gegenüber internationalen Geberorganisationen eingegangen, zu denen auch finanz- und haushaltspolitische Reformen gehören. Der Vertreter des Internationalen Währungsfonds für Rumänien, Guillermo Tolosa, lobte den in den letzten 5-6 Jahren betriebenen Aufwand, die Wirtschaft solider und widerstandsfähiger zu machen, doch müsse diese bemerkenswerte Verbesserung jetzt auf keine Weise aufs Spiel gesetzt werden.
Die jüngste Vereinbarung mit dem IWF, die dritte seit 2009, ist ein Beistandsabkommen im Wert von 4 Milliarden Euro, das nächstes Jahr ausläuft und wahrscheinlich nicht erneuert wird. Der IWF hat die Gespräche in Verbindung mit diesem Abkommen für den Zeitraum der Präsidentschaftswahlen in Rumänien – also bis zum 16. November – ausgesetzt. Im Oktober hat der Fonds die Wachstumsprognose auf 2,4% nach oben berichtigt. Die rumänischen Behörden rechnen ihrerseits mit einem Wachstum von 2,8%, obwohl die bei der Zusammenstellung des Haushalts von 2014 berücksichtigte Prognose bei 2,2% lag. Im Jahr 2013 stieg das BIP Rumäniens um 3,5%: eine der höchsten Wachstumsraten in Europa.