Ist Rumänien bereit für ein großes Erdbeben?
Ein immer wiederkehrendes Thema, die möglich verheerenden Auswirkungen eines Erdbebens, sorgt in Rumänien erneut für öffentliche Debatten. Dies geschieht nachdem sich ein Erdbeben mit einer Stärke von 5,4 auf der Richterskala ereignet hat.
Bogdan Matei, 26.09.2016, 16:30
Das Erdbeben in der Nacht von Freitag auf Samstag wurde im ganzen Land und in den benachbarten Ländern stark gespürt. Es wurden dennoch keine Opfer oder Sachschäden verzeichnet. Laut dem Leiter des Nationalinstituts für Forschung und Entwicklung im Bereich der Erdphysik Mircea Radulian ereignen sich Erdbeben mit einer Stärke über fünf, im der südöstlichen Region Vrancea in Zeitabständen von zwei-drei Jahren. Diese entlasten ein Teil der Energie, die sich in den tektonischen Platten ansammelt.
Das kollektive Gedächtnis steht noch unter dem Trauma des Erdbebens vom 4. März 1977, von 7,2 auf der Richterskala. Damals kamen 1.570 Menschen ums Leben, die größte Mehrheit in Bukarest. Die Sachschäden wurden damals auf über 2 Milliarden Dollar geschätzt. 230.000 wurden zerstört oder schwer beschädigt. 760 Betriebe stellten ihren Betrieb ein. Nun sagt der Staatsekretär im Innenministerium Raed Arafat, dass die Bevölkerung ihr Vertrauen in die staatlichen Anstalten und in ihre Einsatzkapazität im Katastrophenfall aufrechterhalten muss. Der Staat sei außerdem verpflichtet, die Bürger auf solche Katastrophen vorzubereiten.
Der Leiter der Abteilung für Notsituationen, Doktor Arafat behauptet außerdem, dass der Mangel an Vertrauen im Falle eines solchen Desasters zum Verlust von Menschenleben führen kann. Dies könnte insbesondere dann passieren, wenn die Bevölkerung auf eine Art oder andere aufgefordert wird, die Botschaften und Anweisungen der Behörden nicht ernst zu nehmen. Seine Erklärung auf Facebook ist eine Antwort auf die Äußerung des Leiters des Prüfreferats des Ministerpräsidenten, Valentin Mircea. Dieser schrieb auch auf Facebook, dass sich die Rumänen im Falle eines größeren Erdbebens nicht auf die staatlichen Anstalten verlassen können.
Von der Spitze der Regierung hatte Vizepremierminister Vasile Dâncu letzte Woche den Vorbereitungsstand auf ein beträchtliches Erdbeben vorgestellt. Er hatte damals erklärt, dass die Behörden bereit sind, in einem solchen Fall einzugreifen. Er gab bekannt, dass nur 26 erbebengefährdete Gebäude aus einem Gesamt von 607, in den letzten 15 Jahren durch verschiedene Programme des Entwicklungsministeriums konsolidiert wurden. Die in diesem Jahr zugewiesenen Beträge für die Sanierung von 80 erdbebengefährdeten Gebäuden beziffern sich auf 25 Millionen Lei, umgerechnet fünf Millionen Euro. Allerdings gibt es allein in Bukarest 180 Gebäude, die im Falle eines Erdbebens besonders empfindlich sind.
Vizepremierminister Dâncu sagte auch, dass man nach Lösungen sucht, dass die Eigentümer solcher Immobilien, Notwohnungen erhalten, in denen sie endgültig bleiben können. Darüber hinaus sollen sie auch eine marktgerechte Abfindung erhalten. In Rumänien, gibt Dâncu zu, gibt es nicht genug Notwohnungen. Diese könnten auch von Privatgesellschaften gebaut werden. Für die Konsolidierung mehrerer Gebäuden bedarf es an Gesetzesänderungen, denn zum heutigen Zeitpunkt, kann niemand die Eigentümer verpflichten, aus ihren Häusern auszuziehen.