Insolvenz und Privatisierung rumänischer Staatsunternehmen
Das Chemiekombinat Oltchim im Süden Rumäniens wird Insolvenz anmelden, zwecks Umorganisierung des Unternehmens.
Ştefan Stoica, 25.01.2013, 19:42
Das Chemiekombinat Oltchim im Süden Rumäniens wird Insolvenz anmelden, zwecks Umorganisierung des Unternehmens. Der rumänische Staat, der Eigentümer des Chemiekombinats, hat in diesem Fall, nach dem Scheitern der Privatisierung von 2012, keine andere Lösung gefunden. Auch für andere verlusteschreibende Staatsunternehmen werden Notmaßnahmen getroffen.
Das Schicksal des Chemie-Giganten Oltchim Râmnicu Vâlcea (im Süden Rumäniens) bleibt weiterhin ungewiss. Die einzige kurzfristige Lösung, die der rumänische Staat in diesem Fall finden konnte und die auch vom Verwaltungsrat des Chemieunternehmens Oltchim angenommen wurde, ist das Beantragen der Insolvenz. Das Insolvenzverfahren wurde auch im Fall eines anderen staatlichen Großunternehmen angewandt, nämlich bei Hidroelectrica. Das Anmelden der Insolvenz ist die Möglichkeit, welche die unzahlungsfähigen Firmen mit enormen Schulden erhalten, die Zahlung dieser Schulden zu verschieben. Auf diese Weise gewinnen die Unternehmen etwas Zeit, um sich neu zu organisieren und effizienter zu werden.
Die Schulden des Chemieunternehmens Oltchim belaufen sich auf etwa 600 Mio Euro. Die erste Option war die Privatisierung des Kombinats gewesen, aber der Versuch das mehrheitliche Aktienpaket zu verkaufen, scheiterte jämmerlich im Herbst 2012. Die Vertreter von Oltchim erklärten, Insolvenz sei die einzige Maßnahnme, die eine wirtschaftliche Wiederankurbelung des Unternehmens bewirken könnte. Die Gewerkschaftsführer bleiben dagegen zurückhaltend und drohen mit Protestaktionen, wenn die Regierung die Verpflichtung einer finanziellen Unterstützung in Höhe von 45 Mio Euro für die Wiederankurbelung der Produktion nicht übernimmt. Die Arbeitnehmer befürchten, dass bei Oltchim das Modell von Hidroelectrica umgesetzt wird; der Umorganisierungsplan von Hidroelectrica nach der Insolvenzanmeldung sah damals zahlreiche Entlassungen vor.
Nach der Ankündigung der Insolvenz sind die Oltchim-Aktien an der Börse um 15% gefallen. Das Chemieunternehmen Oltchim war in diese kritische Situation geraten wegen der hohen Produktionskosten, weil beim Verkaufen der Erzeugnisse zu viele Vermittler zwischengeschaltet wurden und auch weil die Firma zu viel Personal beschäftigte.
Oltchim ist aber kein Einzelfall; in Rumänien gibt es zurzeit viele unrentable, hoffnungslos verschuldete Staatsunternehmen. Durch das Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Europäischen Kommission verpflichteten sich die Bukarester Behörden, die Reform der Unternehmen mit staatlichem Kapital (viele von ihnen in strategischen Bereichen der rumänischen Wirtschaft) mit Erfolg zu verwirklichen. Dieses Verfahren läuft aber mit Schwierigkeiten und Verspätungen, stellte neulich die IWF-Bewertungsmission in Bukarest fest.
Auf der Liste der schwer verschuldeten Unternehmen stehen (außer dem bereits erwähnten Oltchim, das auch vom IWF als Insolvenzfall betrachtet wird), CFR-Gütertransporte von der rumänischen Eisenbahngesellschaft, dessen Privatisierung zur ersten Priorität im Transportwesen erklärt wurde, und die rumänische Luftgesellschaft Tarom. Bei Tarom wurde für das Verkaufen eines Aktienpakets von 20% eine Frist von 6 Monaten festgelegt. Was die Unternehmen im Energiebereich angeht, so versprachen die rumänischen Behörden, daß die mehrheitlichen Aktienpakete von Transgaz und NuclearElectrica bis April dieses Jahres an der Börse verkauft werden. Für die anderen Staatsunternehmen im Energiebereich läuft die Privatisierungsfrist im ersten Quartal 2014 ab.