Hauptverdächtiger in der Hexi-Pharma-Affäre kommt in Autounfall ums Leben
Die Affäre um die verdünnten Desinfektionsmittel in den Krankenhäusern macht weiterhin Schlagzeilen. Nun kam der Hauptverdächtige überraschend ums Leben.
Florentin Căpitănescu, 23.05.2016, 17:01
Ein bizarrer Zufall: Dan Condrea, Eigentümer der Firma Hexi Pharma und Hauptverdächtiger in einem strafrechtlichen Fall wegen der verdünnten Desinfektionsmittel, die seine Firma an die Krankenhäuser geliefert haben soll, verlor am Sonntagabend sein Leben in einem Autounfall. Die Polizei kündigte die Aufnahme von Ermittlungen gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung an, ohne die Möglichkeit eines Selbstmordes auszuschließen, denn an der Unfallstelle hat man keine Bremsspuren gefunden.
Condrea hätte am Montag bei der Generalstaatsanwaltschaft für neue Anhörungen vorstellig werden müssen. Es bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er festgenommen wird. Der Verkehrsunfall ist Teil einer verstrickten Affäre, in dem die Firma Hexi Pharma — Hauptlieferant von Desinfektionsmitteln für das Gesundheitswesen — verwickelt war. Eine journalistische Recherche brachte die Unregelmäßigkeiten von Hexi Pharma zum Vorschein, wenn man bedenkt, dass die Bekämpfung der Infektionen in den Krankenhäusern eine lebenswichtige Angelegenheit ist, die in jedem Gesundheitssystem der zivilisierten Welt entsprechend behandelt wird. Die Leichtigkeit, wenn nicht Leichtsinnigkeit, mit der Hexi Pharma die Gesundheit der Patienten aufs Spiel gesetzt hat, veranlasste die Staatsanwälte, Anschuldigungen wegen der Hinderung der Krankheitsbekämpfung bzw. wegen Fälschung von Arzneimitteln zu formulieren. Das Gericht legte der Firma etliche Verbote auf, mit Fokus auf das Auflösungs- oder Liquidationsverfahren, den Verkauf der Aktiva und die Herstellung von Biozyden. Infolge des Ausmaßes dieses Skandals reichte Gesundheitsminister Patriciu Achimaş-Cadariu seinen Rücktritt ein und die Krise im Gesundheitswesen wird diese Woche das Hauptthema im Obersten Landesverteidigungsrat sein. Auch Staatspräsident Klaus Iohannis meldete sich mit einer Stellungnahme zum Skandal:
Das Problem wird nicht im Obersten Landesverteidigungsrat gelöst. Im Obersten Landesverteidigungsrat bespricht man z.B. die Wechselwirkung zwischen dem Gesundheitsministerium und den Nachrichtendiensten. Allerdings liegt die Lösung nicht beim Obersten Landesverteidigungsrat, sondern bei den befugten Institutionen des Staates. Richtlinien müssen vom Gesundheitsministerium erarbeitet werden. Das Gesundheitsministerium muss außerdem die Normen verbessern, Verfahren schaffen, die zur Vorbeugung anderer Probleme dieser Art beitragen müssen. Die Staatsanwälte und Polizisten müssen die Schuldigen finden.“
Selbst wenn es besonders ernste Konsequenzen geben sollte, ist die Frage der Desinfektionsmittel nur ein Teil des grauen Puzzles im Gesundheitswesen. Die chronische Unterfinanzierung, die sich auch in den Gehältern des medizinischen Personals widerspiegelt, die Beschaffungspolitik der Sanitäranstalten, der allgemeine Zustand der Krankenhausinfrastruktur und der Verdacht über Absprachen auf den Arzneimittelmarkt nähren das Misstrauen der Rumänen gegenüber dem Gesundheitssystem. Ein System, das schon seit geraumer Zeit, theoretisch zumindest, in die Kategorie Landesprioritäten“ fällt.