Gewerkschaften aus dem Bildungssektor protestieren gegen die Regierung
Nach dem Protestmarsch der Ärzte sind in Rumänien auch die Lehrer auf die Strasse gegangen. Sowohl die Ärzte, als auch die Lehrer wollen mehr Geld vom Haushalt.
Bogdan Matei, 05.11.2013, 14:30
Das Schuljahr hat seit weniger als zwei Monaten begonnen, die Gewerkschafter aus dem Bildungswesen denken aber schon an die Einfrierung des Schuljahres . Das wäre die letzte Massnahme, die getroffen werden könnte, sollten die Behörden ihre Forderungen nicht akzeptieren. Am Montag haben ein paar Hundert Gewerkschafter in Bukarest protestiert. In erster Reihe fordern diese die Regierung auf dem Bildungssektor 6 % vom Bruttoinlandsprodukt zuzuweisen. Zudem soll das nationale Bildungsgesetz abgeändert werden und ein spezielles Entlohnungsgesetz für das Bildungswesen angenommen werden. Die Lehrkräfte beantragen auch eine Entbürokratisierung ihrer Tätigkeit und die Entpolitisierung des Bildungssektors. Eine weitere Forderung der Gewerkschafter betrifft die derzeit blockierten Stellen im System.
Nach der kleinen Kundgebung von Montag hoffen die Gewerkschaften am Mittwoch auf den Strassen von Bukarest 10.000 Angestellte aus dem Bildungswesen zu sammeln. Die Gewerkschaftsleiter erklärten die jetzige sozial-liberale Regierung, die seit eineinhalb Jahren im Amt ist, habe den bis jetzt längsten sozialen Frieden in Rumänien genossen. Die Versprechen wurden aber nicht umgesetzt. Die grösste Unzufriedenheit betrifft die Entlohnung. Die jungen Lehrer verdienen etwa 200 Euro im Monat. Diejenigen, die sich dem Rentenalter nähern, verdienen, nach 40 Jahren etwa 400 Euro im Monat.
Gravierender ist die Lage auf dem Lande, wo etwa 40 % der insgesamt 350.000 Angestellte des Bildungssektors tätig sind. Viele müssen täglich pendeln. Das kostet Geld und Zeit. Zudem sind die Schulen auf den Dörfern schlecht ausgestattet. Bildungsminister Remus Pricopie hat zugegeben, dass die Einstellung der Gewerkschaften korrekt ist. Er fordert jedoch diese auf Geduld zu haben. Das Ministerium habe ein Kalender für die Lösung der Probleme.
Die Proteste der Lehrkräfte sind nicht die ersten in diesem Monat. Am Samstag haben ein paar Tausend Ärzte und Medizin-Studenten an einer Kundgebung teilgenommen. Auch sie wollen für das Gesundheitswesen 6 % vom Bruttoinlandsprodukt. Die Löhne der Assistenzärzte sollen verdoppelt werden und ein Gesetz soll die Unabhängigkeit der Ärzte und die Autonomie der Krankenhäuser schützen.
Die Gewerkschaftsleiter aus dem Gesundheitswesen erklärten auch, dass die Proteste bis zur Lösung ihrer Forderungen weiter gehen werden. Man könnte sogar einen Generalstreik auslösen. Dieser, sowie auch die Einfrierung des Schuljahres ist jedoch unwahrscheinlich. Die Gewerkschafter sind sich bewusst, dass der Spielraum der Regierung von den Verpflichtungen gegenüber dem internationalen Währungsfonds beschränkt ist.