Geld wird teurer
Angesichts der steigenden Inflation hat die BNR den Leitzins von 3 auf 3,75% angehoben
Roxana Vasile, 11.05.2022, 13:09
Die Nachricht, die das Nationale Institut für Statistik am Mittwochmorgen verkündete, dürfte bei vielen Rumänen für einen Schock sorgen: Die jährliche Inflationsrate stieg im April dieses Jahres auf 13,76% gegenüber 10,15% im März, da Nicht-Nahrungsmittel um mehr als 16%, Lebensmittel um 13,5% und Dienstleistungen um mehr als 7% teurer wurden. Preiserhöhungen erfolgen teilweise nicht nur von Monat zu Monat, sondern von Tag zu Tag. Es gibt bereits Produkte, die selbst Menschen mit durchschnittlichem Einkommen nicht mehr kaufen können oder über deren Kauf sie mehr nachdenken müssen. Die Rumänische Nationalbank hatte ursprünglich für das Ende des zweiten Quartals 2022 eine Inflation von 11,2%, für das dritte Quartal von 10,2% und für das vierte Quartal von 9,6% in Kauf genommen. Nun rechnen Zentralbanker damit, dass die Inflation bis zum Sommer viel stärker als erwartet ansteigen und erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres wieder unter 10% sinken wird. Um dieser galoppierenden Inflation entgegenzuwirken, hat die Zentralbank am Dienstag beschlossen, den geldpolitischen Zinssatz von 3 auf 3,75% anzuheben. Dies ist der stärkste Anstieg, seitdem im Herbst die Anhebung der Leitzinssätze begann.
Der geldpolitische Leitzins ist der Indikator, der zur Festlegung der Kredit- und Anleihezinsen zwischen den Banken verwendet wird. Die Anhebung des Zinssatzes soll die Kreditvergabe erschweren, den Konsum einschränken und damit die Inflation senken, die seit einem Jahrzehnt nicht mehr zu beobachten war. Nach der Ankündigung der NBR dürften die Geschäftsbanken nun die Zinssätze, zu denen sie einander Geld leihen und damit den so genannten ROBOR-Indikator erhöhen. Auf dessen Grundlage werden aber auch die Kosten für viele Haushaltskredite und für Unternehmenskredite berechnet, auch deren Kosten werden steigen. Immerhin werden auch Spareinlagen nun möglicherweise besser bezinst, weil diese Zinsen deutlich unter der Inflation liegen.
Die Ursachen für die Lage am Geldmarkt sind vielfältig und werden durch den Krieg in der Ukraine und die gegen Russland verhängten Sanktionen noch verstärkt – so die rumänische Zentralbank. Die Auswirkungen zeigen sich in der Kaufkraft und im Vertrauen der Verbraucher, aber auch im Wirtschaftsbetrieb, den Gewinnen und den Investitionsplänen der Unternehmen. Gleichzeitig werden die Volkswirtschaften der Nachbarländer der Ukraine, also auch Rumänien, gewissermaßen als Risikogebiete wahrgenommen, was sich ungünstig auf die Finanzierungskosten auswirkt. In der Tat nehmen alle an die Ukraine angrenzenden Länder heute Staatsanleihen zu einem Zinssatz von über 7% auf. Nach Ansicht der Politiker in Bukarest sei deshalb eine Diskussion auf Regierungsebene, innerhalb der europäischen politischen Familien und mit der Europäischen Kommission über die Nachbarländer der Ukraine erforderlich.