Forstwirtschaft: Regierung will klare Regeln
Die Regierung hat das Regelwerk über den Handel mit Holz aus staatlich bewirtschafteten Wäldern geändert. Jetzt soll ein klares Verfahren zur Preisfindung und zur Festlegung der Ausgangspreise zur Anwendung kommen.
Valentin Țigău, 04.02.2016, 18:30
Einst galt Rumänien als eines der Länder mit großem Potential in der Forstwirtschaft. Jetzt verfügt es über eine Waldfläche, die unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Der Entwicklung liegen vor allem zwei Ursachen zugrunde: einerseits die Rückerstattung von Waldgrundstücken, die vom kommunistischen Regime beschlagnahmt wurden, und andererseits die verantwortungslose Abholzung der letzten 25 Jahre.
Greepeace hat ausgerechnet, dass in Rumänien stündlich drei Hektar Wald abgeholzt werden. Allein in den letzten 10 Jahren seien von insgesamt 6 Millionen Hektar Waldfläche 280.000 Hektar gerodet und degradiert worden. Zudem befänden sich fast die Hälfte der entwaldeten Flächen in Naturschutzgebieten, zeigt die Greenpeace-Studie. Besonders schwerwiegend sei die Tatsache, dass Rumäniens Urwälder davon betroffen sind, die zu den größten in Europa gehören.
Vor diesem Hintergrund wurden Umweltministerium und Forstverwaltung aufgerufen, dringende Maßnahmen zur Rettung der grünen Lunge“ Rumäniens zu treffen. 2015 und Anfang dieses Jahres fanden Protestbewegungen statt, einschließlich auf den Straßen von Bukarest und anderen Städten, bei denen die dramatische Situation der illegalen Waldnutzung im Mittelpunkt stand. Tausende Menschen warfen dem Staat die mangelhafte Verwaltung des Waldbestandes vor. Vertreter der Zivilgesellschaft forderten unter anderem die Untersuchung der mit drei österreichischen Holzverarbeitungsunternehmen abgeschlossenen Verträge. Die Firmen wickelten in Rumänien jedes Jahr Geschäfte im Wert von über einer Milliarde Euro ab.
Zahlreiche Unregelmäßigkeiten aufgrund einer lückenhaften Gesetzgebung haben unlängst sogar zur Sperrung der Handelsaktivitäten auf dem Holzmarkt geführt. Das Umweltministerium kündigte am Mittwoch eine erste Maßnahme an: Das Verfahren zur Festlegung des Referenzpreises bei den Ausschreibungen zum Verkauf der Holzmasse soll geklärt werden. Auch die Art und Weise, in der der Ausgangspreis bei den Ausschreibungen errechnet wird, soll jetzt klarer werden.
In Rumänien waren die Verkaufspreise für staatlich geerntetes Holz höher als in anderen europäischen Ländern. Das bereitete sowohl den 4400 Sägewerken als auch den 7000 holzverarbeitenden Unternehmen Kopfzerbrechen. Insgesamt ist diesen Unternehmen für den Zeitraum 2007-2013 eine gerodete Waldfläche anzurechnen, die der Stadtfläche von Bukarest entspricht. Nach den neuen Regelungen der rumänischen Regierung ist allerdings davon auszugehen, dass die Walddebatte nach wie vor in einem angespannten Umfeld weitergeführt wird. Das auch, weil die Zivilgesellschaft in Rumänien immer mehr dazu bereit ist, Verantwortung für die Zukunft der Umwelt zu übernehmen.