Forschung: Stärkster Laser der Welt soll in Rumänien gebaut werden
Es soll das größte Laserprojekt der Welt werden. Aus Brüssel kam bereits das grüne Licht für das 350 Mio. Euro teure Projekt im südrumänischen Măgurele.
Roxana Vasile, 14.06.2013, 16:15
Jede Ähnlichkeit mit Science-Fiction-Erzählungen oder Figuren ist rein zufällig! Tatsächlich wird in Rumänien der stärkste Laser der Welt gebaut: die Extrem Light Infrastructure, kurz ELI. Das im Rahmen einer internationalen Kooperation konzipierte Superprojekt in Măgurele, im Süden Rumäniens, verwandelt Rumänien in eine wissenschaftliche Attraktion für Experten aus aller Welt.
Nach Abschluss der Arbeiten soll der Laser zu Forschungszwecken, aber auch für praktische Lösungen eingesetzt werden. Etwa im Bereich Sicherheit und Terrorismus-Abwehr. Mit Hilfe des Laserstrahls sollen aus großer Entfernung nukleares Material identifiziert und geschlossene Warencontainer inspiziert werden können. Ferner könnte die Entsorgung radioaktiver Abfälle verbessert werden. Nicht zuletzt geht man von neuen Methoden der Medizin aus, die mit dem Laser einhergehen könnten.
Die Komplexität der Bauarbeiten am ELI-Laserprojekt ist beispiellos. Das, weil die beiden Ausrüstungskomponenten (das Lasersystem und der Gammastrahlen-Erzeuger) viel leistungsstärker sind als die aktuell bekannte Technologie. Der Laser in Măgurele wird eine Gesamtleistung von 10 Petawatt erreichen, das sind 10 Billiarden Watt. Das würde der Leistung von 100.000 Milliarden 100-Watt-Glühbirnen entsprechen.
Müsste der Laser-Strahl eine Sekunde lang eine derartige Leistung erreichen, würde für seine Versorgung die gesamte elektrische Energie notwendig sein, die in zwei Wochen weltweit erzeugt wird. Die 10 Petawatt entsprechen auch der tausendfachen Leistung aller Kraftwerke der Welt. Weil der Laserstrahl aber eine extrem kurze Betriebszeit hat, ist der entsprechende Energiekonsum angemessen. Die Aussendung der Laserpulse dauert einige Dutzend Femtosekunden, das sind Millionstel von Milliardstel Sekunden.
Experten sind der Ansicht, dass, wenn eine derartige Kraft auf eine sehr kleine Fläche ausgeübt wird, es zumindest die theoretische Möglichkeit der Massenbewegung gibt. Mit anderen Worten, die Teleportation, wie sie uns aus der Science-Fiction-Serie Star Trek bekannt ist, wäre theoretisch möglich.
Nach der Ausschreibung stand fest: Der Komplex in Măgurele wird von einem Konsortium gebaut, der von dem österreichischen Konzern Strabag geleitet wird. Das Laser-System wird auf ultrasensiblen Erdbebendämpfern gebaut, da die kleinsten Schwingungen eine Katastrophe verursachen könnten. Die Gamma-Strahlen sollen in einem Gebäude erzeugt werden, das über 12 unterirdische Geschoße verfügt, während das Lasersystem in einem Gebäude mit 8 Geschoßen unter der Erde ensteht.
Das ELI-Projekt genießt eine sehr hohe Bedeutung. Zum einen für Europa, das damit den ersten Platz in der Erforschung von Photon-Strahlen mit extremen Eigenschaften einnimt. Zum anderen wird Rumänien zum Bezugspunkt der Weltforschungskarte. Und das ist auch die Fortsetzung einer alten Tradition, denn Anfang der 1960er Jahre war Rumänien das erst vierte Land der Welt, das einen Laser gebaut hatte.