Europäischer Gipfel findet ohne Großbritannien statt
Die Oberhäupter der Europäischen Union sind in Brüssel zusammengekommen, um Lösungen nach dem Referendum in Großbritannien, von letzter Woche, zu finden.
Roxana Vasile, 30.06.2016, 17:10
In Brüssel zum ersten Mal nach 40 Jahren ohne einen Vertreter Londons zusammengekommen, haben die Gemeinschaftsoberhäupter die Roten Fäden“ bekannt gegeben, die sie bei den Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union nicht überschreiten werden. Eigentlich werden Die 27“ gar keine Gespräche einleiten, solange London Artikel 50. des Vertrages von Lissabon, genauer gesagt die Klausel zum Verlassen der Union, nicht aktiviert.
Nach diesem Augenblick kündigt sich die Scheidung schmerzhaft an. Die Bedingungen für den Zugang der Briten auf den Binnenmarkt werden drastisch sein. Es ist derzeit wohlbekannt, dass eine beträchtliche Zahl Europäer, einschließlich Rumänen, in Großbritannien leben und arbeiten und zum Wohlstand dieses Landes beitragen. In dieser Hinsicht hat man Großbritannien zur Kenntnis gebracht, dass es sich ohne Einhaltung der Freizügigkeit der Arbeitskraft, unter anderen, keine Gedanken über den Binnenmarkt machen darf.
Unterdessen präzisierte auch Rumäniens Präsident Klaus Iohannis, dass Bukarest bei den Verhandlungen mit Großbritannien im Interesse seiner Staatsbürger handeln werde: Die Union der 27 Mitgliedsstaaten muss nach dieser Prüfung stärker raus kommen. Wir haben betont, dass wir einen möglichst pragmatischen Ansatz benötigen, der zur Entspannung der Lage führen muss und ermöglichen soll weiter zu gehen. Das Vereinigte Königreich wird in dieser Zeit die Freizügigkeit der Bürger und die Rechte der europäischen Arbeiter einhalten. Dies wurde mir direkt von Premierminister Cameron bestätigt. Ich versichere somit der rumänischen Gemeinschaft, die in Großbritannien lebt und arbeitet, dass Rumänien bei den Verhandlungen, mit höchster Priorität, die Wahrung ihrer Interessen verfolgen wird.“
Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wird auch den Gemeinschaftshaushalt spürbar reduzieren. Die ehemalige Finanzministerin Ioana Petrescu erklärte, dass Großbritannien allein letztes Jahr einen Nettobeitrag von acht Milliarden Euro hatte… Mit der Validierung des Brexits könnte Rumänien als Nutznießer der europäischen Fonds weniger Gelder erhalten. Ioana Petrescu sagte auch, dass die Möglichkeit bestünde, weniger Investitionen zu beziehen: Dieser Brexit sorgt für viel Unsicherheit, Instabilität und die reale Möglichkeit, dass auch andere Länder die europäische Union verlassen. Wenn man Teil einer Union ist, die derartige Probleme hat, wo diese Krise besteht, werden es sich die Investoren, bis man die Stabilität und Vorhersehbarkeit der Europäischen Union erzielt, zweimal überlegen, bevor sie in ein EU-Mitgliedsland investieren.“
Welche Änderungen wird der Brexit der internationalen Landschaft herbeiführen und wie wird dieser die Interessen Europas und Rumäniens beeinflussen? Das wird man mit der Zeit sehen. Sicher steht einerseits, dass man 40 Jahre britischer Zugehörigkeit zur Europäischen Union einfach nicht löschen kann. Andererseits muss sich die Union umstrukturieren, um zum Wiederaufbau des Vertrauens in das Europäische Gebäude zu führen, Vertrauen, das die Nationalisten und Euroskeptiker, ermutigt von der Wahl der Briten, mehr denn je in Frage stellen.