Erstes Urteil im Falle des Brandes im „Victor Babeș“-Krankenhaus
Rumänische Richter stellten zwei Angestellten des Bukarester Victor-Babeș-Krankenhauses unter Hausarrest, die des Totschlags im Kontext eines Brandes im April 2021 beschuldigt werden.
Leyla Cheamil, 17.06.2021, 14:15
Im April kamen drei Menschen in der mobilen Corona-Intensivstation des „Victor Babeș“-Krankenhauses in Bukarest ums Leben. Nach ersten Informationen ereignete sich die Tragödie nach einem plötzlichen Druckanstieg im Sauerstoffsystem. Dieser blockierte die Beatmungsgeräte, an die acht Menschen angeschlossen waren. In Folge starben drei davon.
Der Tragödie liegt menschliches Versagen zugrunde. Zu diesem Urteil gelangten die Richter der 1. Instanz. Sie lehnten den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, den Leiter des technischen Dienstes und einen Krankenhausklempner in Untersuchungshaft zu nehmen. Das Gericht entschieden jedoch, sie unter dem Tatbestand des Totschlags für 30 Tage unter Hausarrest zu stellen. Dem Leiter des technischen Dienstes und dem Krankenhausklempner ist es nicht nur verboten, ihre Wohnungen ohne Erlaubnis der Ermittlungsbehörden zu verlassen, sondern sie dürfen auch nicht mit den Geschädigten, anderen Angeklagten, Zeugen oder Sachverständigen in dem Fall kommunizieren.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Es kann von Staatsanwälten und Angeklagten angefochten werden. Gemäß der Staatsanwaltschaft, wurde nicht gewährleistet, dass die Sauerstoffanlage in optimalen Parametern arbeitet, und das für die Anlage zuständigen Personal wurde nicht ausreichend ausgebildet. Dies begünstigte die fehlerhafte Bedienung der Anlage durch einen seiner Angestellten. Was folgte, war die automatische Abschaltung der Beatmungsgeräte der mobilen Intensivstation und der Tod von drei Patienten.
Unterdessen verbriefte die Leitung des Krankenhauses für Infektions- und Tropenkrankheiten „Dr. Victor Babeș“, dass die Mitarbeiter ihres technischen Dienstes, die am Mittwoch nach der Tragödie im April festgenommen wurden, alle rechtlichen und beruflichen Ausbildungsanforderungen für die Positionen, die sie bekleideten, erfüllen. In einer Pressemitteilung versichert die Leitung, an der Seite des gesamten medizinischen Personals und des Hilfspersonals, die zuständigen Behörden weiterhin bei der Untersuchung zu unterstützen, damit (wir zitieren) „die ganze Wahrheit“ ans Tageslicht kommt.
Dem Unfall im Victor Babeș-Krankenhaus gingen zwei anderen Tragödien in medizinischen Einrichtungen in Rumänien voraus. Im vergangenen November brach im Notfall-Klinikum in der ostrumänischen Stadt Piatra Neamț, ebenfalls in einer Intensivstation für COVID-19-Patienten, ein Feuer aus, bei dem zehn Patienten ums Leben kamen. Dem Arzt Cătălin Denciu, der sein Leben bei der darauffolgenden Rettungsaktion riskierte und dabei schwere Verletzungen davontrug, wurde von der Weltgesundheitsorganisation ein Preis verliehen. Die Belgier wiederum erkoren ihn zum „Held des Jahres 2020ˮ. Ein weiteres Feuer brach in diesem Jahr, Ende Januar, in einer medizinischen Eliteeinrichtung in Bukarest, die an vorderster Front im Kampf gegen die Corona-Pandemie steht, dem „Matei Balș“-Krankenhaus aus. Auch dabei kamen Menschen ums Leben.