Entwicklungsgefälle zwischen den europäischen Regionen
für die Regierungspartei uns auch mehrere Lokalpotentaten, die mit ihren Erfolgen prahlen, gab es eine neue kalte Dusche aus Brüssel. Viele Regionen Rumäniens sind kaum wettbewerbsfähig, zeigt eine neue EU-Studie
Bogdan Matei, 08.10.2019, 13:15
Am Montag hat die Europäische Kommission den European Regional Competitiveness Index (IERC) für 2019 herausgegeben, der alle drei Jahre die wichtigsten wirtschaftlichen Parameter für alle europäischen Regionen misst. Dabei werden Faktoren wie Innovation, Komplexität des Geschäftsumfelds, Infrastruktur, Marktgröße usw. berücksichtigt. Laut der offiziellen Ankündigung bestätigen die Ergebnisse des IERC für 2019 ein sogenanntes polyzentrisches Modell mit einem guten Ranking der meisten Hauptstädte und Regionen mit großen Städten, während andere Regionen in denselben Ländern viel weniger Punkte erzielen. Dies ist der Fall in Bulgarien, den die europäischen Funktionäre exemplarisch näher beschreiben – und eben im benachbarten Rumänien, wo eine ähnliche Situation herrscht.
Dem neuen Index zufolge belegt die schwedische Hauptstadt Stockholm mit 100 Punkten den ersten Platz auf dem Kontinent, gefolgt von London und Utrecht mit 99 Punkten. Die dank der Hauptstadt dynamischste Volkswirtschaft Rumäniens ist die Region Bukarest – Ilfov, die jedoch mit nur 55,9 Punkten erst auf Platz 151 von 268 Regionen liegt. Bukarest ist jedoch weit entfernt von anderen Hauptstädten in Mittel- und Osteuropa wie Warschau, Prag oder Bratislava. Die Region Nordwesten Rumäniens, wo Siebenbürgen und die größte dortige Stadt, Cluj liegen, kommt auf Platz 246 mit 20,9 Punkten. Sie ist auch die einzige Region, die über dem nationalen Durchschnitt von 17,84 Punkten liegen. Aus einer einzigen Sicht liegt die Nordwestregion über dem europäischen Durchschnitt der berücksichtigten Parameter, nämlich bei der „Arbeitsmarkteffizienz“. Es gibt jedoch auch Kriterien, nach denen der rumänische Nordwesten im Vergleich zu ähnlichen Regionen aus Griechenland, der Slowakei oder Polen schlechter abschneidet, wie Infrastruktur und Grundausbildung.
Im Vergleich zu 2010, als der Index erstmals implementiert wurde, musste der Nordwesten in diesem Ranking schlechter als die Westregion mit dem Zentrum in Timisoara abschneiden, der inoffiziellen Hauptstadt des Banats. Die Region Südosten Rumäniens nimmt dagegen den vorletzten Platz in der EU-Rangordnung ein – vor der Nordägäis in Griechenland. Die Kommentatoren stellen fest, dass der Südosten Rumäniens mit den Bezirken Braila, Buzau, Constanta, Galați, Tulcea und Vrancea noch schwächer abschneidet als Guyana, das südamerikanische Territorium Frankreichs, das auf dem drittschwächsten Platz liegt. Die schlechte Leistung sei lediglich ein Symptom für eine schlechte lokale Verwaltung. Denn Galati und Braila sind schließlich die größten Flusshäfen in Rumänien sind, Constanta ist einer der großen Seehäfen Europas, der zudem von vielen Sommerferienorten an der Küste flankiert ist und der Landkreis Tulcea umfasst das Donaudelta. Alle Landkreise der Region haben überdies eine bedeutende Industriegrundlage.