Energiequellen: Kann Rumänien unabhängig werden?
Der Krieg in der Ukraine, die Drohungen des Kremls, die Gaslieferungen nach Europa einzustellen, und die Explosion der Gaspreise haben Rumänien dazu veranlasst, seine Ressourcen für diesen Winter zu sichern und über andere Energie-Quellen nachzudenken.
Daniela Budu, 18.11.2022, 14:21
Der Krieg in der Ukraine hat in den meisten europäischen Ländern ein heikles Thema aufgeworfen — die Energieunabhängigkeit. Obwohl Rumänien nach den Niederlanden der zweitgrößte Erdgasproduzent der EU ist, ist das Land nach wie vor von Gasimporten abhängig. Derzeit werden täglich etwa 25 Millionen Kubikmeter Gas produziert — ausreichend für den Sommerverbrauch, aber ungenügend für die kalte Jahreszeit. Da die Speicher zu 90 % gefüllt sind, zeigen sich die Behörden zuversichtlich, dass Rumänien im glücklichen Fall eines milden Winters ohne Gasimporte auskommen kann.
In der Stromversorgung sieht es hingegen nicht so gut aus. In letzter Zeit gab es nur wenige Momente, in denen die Energieerzeugung höher als der Verbrauch war, obwohl Rumänien nach Angaben der Behörden über eine doppelt so hohe funktionsfähige Produktionskapazität verfügt, wie das Land verbraucht. Nach Angaben der nationalen Energieregulierungsbehörde (ANRE) verfügt das Land über eine installierte Energiekapazität von fast 19.000 MWh. Den größten Anteil an der Stromerzeugung hat die Wasserkraft, gefolgt von Kohle und Wind. Rumänien werde es bis 2027 schaffen, seine Energieunabhängigkeit zu sichern und sogar zu einer Schnittstelle der Energiesicherheit in der Region zu werden — auch für die Republik Moldau und die Ukraine –, sagt Dumitru Chiriță, Leiter der nationalen Energieregulierungsbehörde:
Die Situation auf dem Strommarkt wird sich in dem Sinne stabilisieren, dass wir in der Lage sein werden, die für den internen Verbrauch notwendigen Produktionskapazitäten zu erreichen, aber auch um die Unterstützung für die Republik Moldau zu erhöhen. Die Situation wird also anders als die heutige Lage sein. Gleichzeitig müssen wir mit der neuen Energiestrategie überlegen, wie wir die Probleme in der Ukraine in die rumänische Energiestrategie einbeziehen können, denn wir müssen auch ein Lieferant von Energiesicherheit für die Ukraine sein, die sich in einem Krieg mit Russland befindet.“
Zu erwähnen ist auch das von Rumänien mit Aserbaidschan, Georgien und Ungarn angestoßene Projekt zur Lieferung von Erdgas durch das Schwarze Meer. Energieminister Virgil Popescu hat kürzlich erklärt, dass dieses Projekt Rumänien zu einer wichtigen Drehscheibe“ für Strom und Erdgas machen würde. Auch Ministerpräsident Nicolae Ciucă hat auf der UN-Klimakonferenz in Scharm El-Scheich erwähnt, dass Rumänien wichtige Schritte in Richtung Energieunabhängigkeit durch saubere Technologien unternimmt. Dabei meinte Ciucă zwei Absichtserklärungen für Darlehen von der US-Exim-Bank, die zum Bau der Reaktoren 3 und 4 des Kernkraftwerks im südostrumänischen Cernavodă (Kreis Constanța) verwendet werden sollen.