Energiemarkt: Rumänien muss 100 Milliarden Euro über die nächsten 20 Jahre investieren
Die rumänische Regierung hat die Nationale Energiestrategie für die nächsten 20 Jahre veröffentlicht und zur öffentlichen Debatte freigegeben. Stellungnahmen dürfen bis zum 10. Januar des nächsten Jahres abgeben werden.
Mihai Pelin, 08.12.2014, 17:10
Das Strategiepapier untersucht die Energiebranche, wobei die Autoren aus Politik, Verwaltung, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auch die Verpflichtungen berücksichtigt haben, die auf Rumäniem als Mitglied der EU zukommen. So muss Rumänien einen stabilen, berechenbaren und transparenten Markt gewährleisten. Dafür müssen energiepolitische Strategien verabschiedet werden, die potenzielle Schranken auf dem Wege der Heranziehung ausländischer Investoren beseitigen. Durch Gesamtinvestitionen von rund 100 Milliarden über die nächsten 20 Jahre soll die Energiebranche fit gemacht werden. Dazu gehört, dass neue Kapazitäten für die Erzeugung, den Transport und den Vertrieb aufgebaut und die bereits bestehenden nachgerüstet werden. Unter anderen geht es um die Modernisierung der Kraftwerke — Atom-, Wasser- und Wärmekraftwerke gleichermaßen. Eine wichtige Komponente ist die Erschließung der Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer. Nachdem die OMV-Tochter Petrom bereits 2012 auf ein riesiges Erdgasvorkommen auf der Kontinentalplatte gestoßen war, gelang dem Unternehmen auch ein Erdölfund, der noch näher an der rumänischen Küste liegt als die Erdagsquellen. Nach Angaben der Experten könnten diese Funde das Energiegefüge in Europa neu ordnen. Durch die Ausbeutung der Gasvorkommen im Schwarzen Meer könnte Rumänien sich von seiner Importabhängigkeit befreien — sollten die Vorkommen noch größer sein als im Moment geschätzt wird, könnte damit auch ein Teil des europäischen Bedarfs gesichert werden, teilte das Unternehmen mit, in dem auch der rumänische Staat als Aktionär noch ein Wort mitzureden hat.
Rumänien ist auch im Moment relativ unabhängig und sichert über 80% des Bedarfs aus interner Gasförderung, so dass aus Russland weniger als 20% des Bedarfs importiert werden. Nachdem Moskau letzte Woche den Rückzug aus dem Projekt der Gaspipeline South Stream angekündigt hat, will sich die EU vor den Launen Russlands in Sicherheit bringen und sucht alternative Gasversorgungsrouten. Dazu gehört eine Pipeline durch die Türkei. Die Union setzt auf den Ausbau des Transports von Flüssiggas zwischen Georgien und Rumänien über das Schwarze Meer. Rumänien hat seinerseits noch an der Anbindung seiner Gasnetze an die Gasnetze der Nachbarländer zu arbeiten. Das Strategiepapier zeigt, dass in Rumänien mittlerweile auch die Bedeutung der Energieeinsparungen für die Importunabhängigkeit verstanden wird. Programme zur thermischen Gebäudesanierung in Ballungsräumen mit vielen Wohnblocks oder massive Investitionen in Biogas und Windenergie belegen die neue Einstellung.