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Energiemarkt: Liberalisierung bringt Teuerungswelle

Die aktuelle Hitzewelle in Rumänien führt zu verstärktem Energieverbrauch in den Wohnungen – die Klimaanlagen laufen auch Hochtouren, und das wirkt sich auch auf die Stromrechnungen aus. Seit 1. Juli ist der Energiemarkt komplett liberalisiert.

Energiemarkt: Liberalisierung bringt Teuerungswelle
Energiemarkt: Liberalisierung bringt Teuerungswelle

, 12.08.2021, 14:20

Laut Angaben des staatlichen Energieförderungsunternehmens Transelectrica sei der erhöhte durchschnittliche Energieverbrauch von zusätzlich rund 1000 MW pro Tag in den letzten Wochen aus Importen gedeckt worden. Die wichtigsten Energieerzeuger sind nach wie vor Wasserkraftwerke, gefolgt von Kohlekraftwerken, dem AKW in Cernavodă und weiteren Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen. Photovoltaik, Windenergie und Biomasse stellen nur einen Bruchteil der rumänischen Energieproduktion dar. Rumänien verfügt nur über geringe Kapazitäten für die Erzeugung von kostengünstigem Strom, in den letzten sechs Jahren wurden keine Investitionen in neue, moderne und umweltschonende Energiequellen getätigt.



Kurzfristig wird sich das auch nicht ändern, die Rumänen sind daher gut beraten, auf den Energieverbrauch zu achten, um keine überteuerten Stromrechnungen bezahlen zu müssen. Die Energiepreise sind in ganz Europa in die Höhe geschnellt, denn die allmähliche Wiederankurbelung der Volkswirtschaften hat auch den Energiebedarf erhöht. In Rumänien wurde darüber hinaus der Markt für Gas und elektrischen Strom am 1. Juli komplett liberalisiert — für Endverbraucher hei‎ßt das nun höhere Ausgaben — und nicht allein für die Stromrechnung. Dem Nationalen Statistikinstitut (INS) zufolge betrug die Inflationsrate im Juli 5%, Notenbankchef Mugur Isărescu geht in seiner Prognose von 5,6% bis Jahresende aus.



Mit den angestiegenen Energiepreisen geht auch eine Teuerungswelle einher. Elektrizität kostet nun um 25% mehr, für Gas bezahlt man auch um 20% mehr als vor der Liberalisierung, Autofahrer müssen an der Tanksäule nun auch um 13% mehr für Treibstoff hinblättern. Das hat auch die Preise der sogenannten Non-Food-Produkte um 8% verteuert, in den kommenden Wochen ist eine generelle Erhöhung der Preise für sämtliche Handelswaren und Dienstleistungen zu erwarten.



Der liberale Ministerpräsident Florin Cîțu sieht allerdings keinen Grund zur Besorgnis — die Verteuerung sei nur eine temporäre Erscheinung und z.T. auch auf die gestiegenen Einkommen der Bevölkerung zurückzuführen. Die sozialdemokratische Opposition ist da ganz gegensätzlicher Meinung: Die rücksichtslose“ Liberalisierung des Energiemarktes habe zum explosionsartigen“ Anstieg der Preise geführt, was besonders sozial schwache Endverbraucher wie Rentner, Geringverdiener und kinderreiche Familien belastet. Der Sozialdemokratischen Partei (PSD) zufolge, die sich auf das Nationale Statistikinstitut beruft, konfrontieren sich 41% der Haushalte in städtischen Ballungsräumen und 36% der Haushalte im ländlichen Bereich mit Zahlungsrückständen bei der Begleichung der üblich anfallenden Rechnungen. Die PSD fordert daher die Erarbeitung und Verabschiedung eines Gesetzes zum Schutz der sozial gefährdeten Endverbraucher.

Foto: Agerpres / EPA
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