Elena Udrea zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt
Während des Ermittlungsverfahrens flüchtete Udrea nach Costa Rica, wo sie politisches Asyl beantragte. Auf ihren Namen wurde jetzt einen internationalen Haftbefehl ausgestellt.
Florentin Căpitănescu, 06.06.2018, 14:27
Die frühere Tourismus- und Entwicklungsministerin Elena Udrea ist am Dienstag wegen Bestechlichkeit und Amtsmisbrauch rechtskräftig vom Obersten Gerichtshof in Bukarest zu sechs Jahren Freiheitsstrafe in einem prominenten Korruptionsfall verurteilt worden. Dabei geht es um die Veruntreuung von öffentlichen Mitteln anlässlich einer Box-Gala des Profi-Boxers und Ex-Weltmeister im Supermittelgewicht Lucian Bute. Udrea muss zudem Gerichtskosten und Entschädigungen zahlen, die sich auf insgesamt 3 Millionen Euro belaufen.
Der ehemalige Vorsitzende des Boxverbands Rudel Obreja, der in den besagten Korruptionsfall verwickelt worden sei, wurde zu fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt, während der Ex-Wirtschaftsminister Ion Ariton freigesprochen wurde. Andere Angeklagten im Strafverfahren Boxgala Bute, die ihre Taten gestanden haben, wurden zu Bewährungsstrafe verurteilt. Nachdem das Urteil ausgesprochen wurde, sagte Udrea, es gebe Staatsanwälte und Richter, die die Befehle von Generalen des Inlandsnachrichtendienstes SRI befolgen. Auch früher sagte die ehemalige Tourismus-und Entwicklungsministerin, die Beweismittel in ihrem Fall seien von SRI fabriziert“ worden. Elena Udrea ist ehemalige Vertraute des Ex-Präsidenten Traian Băsescu, diese Beziehung sei für sie laut Politikbeobachtern das Sprungbrett zum Amt der Tourismus-und Entwicklungministerin gewesen.
Udrea sei sogar Nummer eins im Kabinett Emil Boc gewesen, das sich mit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise konfrontieren musste, und nicht der Premierminister. Der Einfluss der Ministerin im Kabinett Boc sei laut Medienberichten im Zeitraum 2008-2012 unbestritten gewesen, da das Entwicklungsministerium viele Fonds bewirtschaftete. Sie habe einen bedeutenden Einfluss auch auf groß angelegte Projekte genommen und durch ihre Entscheidungen liberal-demokratische Parteifreunde, Entscheidungsträger in Lokalverwaltungen begünstigt.
Seitdem das Ermittlungsverfahren wegen Korruption gegen die ehemalige Ministerin eingeleitet wurde, zog sie sich aus der Politszene zurück. Noch während des Verfahrens flüchtete sie nach Costa Rica, wo sie politisches Asyl beantragte. Auf ihren Namen wurde jetzt einen internationalen Haftbefehl ausgestellt.