EBRD, Aufwärtsprognose für Rumänien
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung hat ihre Schätzungen für die Entwicklung der rumänischen Wirtschaft in den Jahren 2022 und 2023 nach oben korrigiert.
Corina Cristea, 29.09.2022, 12:58
Die rumänische Wirtschaft hat sich in der ersten Jahreshälfte wesentlich besser entwickelt als erwartet. Dies wird durch den jüngsten Bericht der Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bestätigt. Aus diesem Bericht geht hervor, dass das BIP nach einem Anstieg von 5,9 % im Jahr 2021, der durch den privaten Verbrauch begünstigt wurde, in den ersten Monaten des Jahres 2022 überraschend um 5,8 % gewachsen ist. Die internationale Finanzinstitution geht davon aus, dass der gesamte private Verbrauch, insbesondere der Dienstleistungssektor, auch dieses Mal die treibende Kraft war, begünstigt von der Aufhebung der Coronaeinschränkungen.
Das BIP-Wachstum für das Jahr 2022 insgesamt wird auf 5,4 % geschätzt und folgt damit dem Trend, den die IWF-Bewertungsmission in Rumänien kürzlich festgestellt hat. Der Fonds schätzt das Wachstum der rumänischen Wirtschaft auf 4,8 %, was einem Anstieg von mehr als 2 % entspricht. Im nächsten Jahr könnte es jedoch schrumpfen, meint die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Für das Jahr 2023 wird ein Wirtschaftswachstum von lediglich 1,9 % prognostiziert. Doch auch dieser Wert wurde gegenüber der Schätzung vom Mai nach oben korrigiert. Der Frühjahresschätzung zufolge sollte das rumänische Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 um 2,9 % wachsen und im Jahr 2023 um 1,1 % schrumpfen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung macht für die bescheidene Wachstumsprognose für das nächste Jahr hauptsächlich die Verschlechterung der Haushaltseinkommen sowie die Finanzierungs- und Energiekosten verantwortlich. Hinzu kommt die schwache Auslandsnachfrage, insbesondere aus Deutschland, so der Bericht. Gleichzeitig warnen Finanzexperten sogar vor weiteren Abwärtsrisiken für die rumänische Wirtschaft, sollte die Rezession im Euroraum stärker ausfallen als erwartet.
Die Bank weist darauf hin, dass in allen drei südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten — Rumänien, Bulgarien und Griechenland -, die in der ersten Hälfte des Jahres 2022 ein solides Wirtschaftswachstum verzeichneten, Anzeichen für eine deutliche Verlangsamung zu erkennen sind. Die Inflation hat den zweistelligen Bereich erreicht, und die Unsicherheit über die Energieversorgung in den kommenden Monaten wirkt sich auf das Vertrauen und die Investitionen aus. Das internationale Finanzinstitut geht davon aus, dass die Wirtschaft in der Region im Jahr 2022 nur um 2,3 % wachsen wird und damit dennoch über der Prognose im Mai liegt. Dies ist der soliden Konjunktur in der ersten Jahreshälfte zu verdanken, da die Haushalte trotz eines Rückgangs der Reallöhne ihre Ersparnisse aus den Pandemie-Quarantänen ausgaben. Wegen der Verringerung der russischen Gaslieferungen senkte die Bank ihre Wachstumsprognose für das nächste Jahr auf 3 %, nachdem sie zuvor von einem Anstieg um 4,7 % ausgegangen war.
Das ukrainische Bruttoinlandsprodukt wird bis 2022 voraussichtlich um fast ein Drittel schrumpfen, während die russische Wirtschaft um 5 % schrumpfen wird, statt um 10 %, wie zuvor von der Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung geschätzt. (Corina Cristea)