Dürre: Großteile der Ernte in Rumänien vernichtet
Die anhaltende Dürre gefährdet dieses Jahr sowohl die Landwirtschaft als auch den Donauschiffsverkehr in Rumänien.
Bogdan Matei, 03.08.2015, 15:53
Die Hitzewelle und der akute Mangel an Niederschlägen führten diesen Sommer zu einer Krise der rumänischen Landwirtschaft. Die extreme Dürre in Rumänien hat große Ernteschäden verursacht – auf Landesebene ist mehr als ein Viertel der Ernte verloren, warnen die Vertreter der Landwirteverbände. Die höchsten Schäden wurden bei der Maisernte festgestellt; große Probleme gibt es aber auch bei Sonnenblumen- und Sojakulturen. Die Moldauregion (im Osten Rumäniens) ist die am härtesten betroffene Region, aber die Dürre hat auch in der Dobrudscha (im Südosten), im Banat (im Südwesten) oder im Kreischgebiet (im Nordwesten) zugeschlagen.
Der Vorsitzende des Vereins der Landwirte in Rumänien, Laurentiu Baciu, erklärte für den öffentlich-rechtlichen Sender Radio Romania Actualitati, die landwirtschftliche Produktion dieses Jahres werde um etwa 25-30% niedriger als die von 2014. Unter diesen Umständen könnten die Landwirte das neue Landwirtschaftjahr nicht vorbereiten. Außerdem seien die Bänker nicht bereit, Kredite für den Agrarsektor zu vergeben, und die Verantwortlichen von der Landwirtschaftsverwaltung seien während der Sommermonate im Urlaub, klagte noch Laurentiu Baciu. Die Bukarester Behörden haben immerhin versprochen, finanzielle Hilfen für Kleinbauer zu gewähren. Für die großen Agrarflächen muß das Landwirtschaftsministerium umfangreiche Finanzierungsprojekte erarbeiten, die auch von der Europäischen Union genehmigt werden müssen. Laurentiu Baciu klagte über die langsamen Verfahren und über die Tatsache, dass die Bauer ihre landwirtschaftlichen Kulturen gegen Dürre oder Frost nicht versichern können. Die finanziellen Hilfen, die in solchen Notsituationen gewährt werden, kommen mit großer Verspätung an, und das Leiden der Landwirte scheint kein Ende zu finden.
In den nächsten Tagen wird in den meisten Regionen Rumäniens eine neue Hitzewelle erwartet, warnen die Meteorologen. Nur vereinzelt gibt es einige kurze, nicht ausreichende Regenschauer, und der Boden in den Agrarregionen im Osten, Südosten und Westen des Landes wird weiterhin sehr trocken bleiben. Somit ist das Zerstören des Bewässerungssystems der kommunistischen Zeit wieder zum Thema von öffentlichen Debatten geworden. Einschätzungsgemäß würde der Wiederaufbau eines Bewässerungsystems auf Landesebene fast eine Milliarde Euro kosten. Landwirtschaftsminister Daniel Constantin sagte im Auftrag der Regierung, der Wiederaufbau des nationalen Bewässerungssystems könnte mit europäischen Fonds finanziert werden, und zwar durch den sog. Juncker-Plan”, der etwa 315 Milliarden Euro für strategische Investitionen in den EU-Mitgliedsstaaten bereitstellen wird. Ferner sagte Landwirtschaftsminister Constantin, man ziehe auch ein Parlamentsabkommen in Betracht, wodurch ein Gesetz über den Wiederaufbau des rumänischen Bewässerungssystems in den nächsten 5 Jahren gefördert werden sollte.
Früher war die Donau die wichtigste Wasserquelle für die Bewässerung von landwirtsschaftlichen Flächen; infolge der anhaltenden Dürre entstand aber dieses Jahr eine Notsituation an der Donau. In den letzten Tagen wurde ein historisch niedriger Donau-Wasserpegel gemessen. In der Ortschaft Bazias ist der Durchfluss der Donau um 50% kleiner als der Jahreszeitsdurchschnitt, und im Donauhafen Galati sind mitten im Flussbett einige Sandbänke aufgetaucht. Laut Experten soll der Wasserpegel der Donau auch in den nächsten Tagen sinken.