Drogen und Gewalt an rumänischen Schulen
Auch Jugendliche an Rauschgiftdeals über Telegram beteiligt
Leyla Cheamil, 12.04.2023, 08:42
Der Drogenkonsum unter Jugendlichen ist in Rumänien deutlich auf dem Vormarsch, mit katastrophalen Folgen für sie und ihre Familien. Polizisten haben kürzlich ein großes Netzwerk von Konsumenten und Dealern zerschlagen, die ihre Geschäfte über die Messaging-App Telegram abwickelten. Viele der Mitglieder waren minderjährig. Anfang dieser Woche fanden in diesem Zusammenhang zahlreiche Razzien in Bukarest und dem Umkreis statt, aber auch in den Kreisen Mures in der Landesmitte, Brăila und Galați (im Südosten) sowie Dâmbovița (im Süden) statt, bei denen große Mengen an Drogen und Bargeld beschlagnahmt wurden. Zugleich wurden 13 Personen festgenommen, informiert Cătălin Țone, Leiter des Drogendezernats bei der Dienstsstelle für organisierte Kriminalität: “Es ist ein untypischer Fall, der aber einmal mehr den Ernst der Lage des Drogenhandels und -konsums in Rumänien zeigt. Es waren 11.000 Mitglieder in dieser Kommunikationsgruppe, in einer App. Die Gruppe trug den suggestiven Namen Süßes Weed, und es wurden täglich 30-40.000 Nachrichten in dieser Gruppe abgesetzt. Es ging um Drogen, um ihren Vertrieb und Konsum, um Cocktails und Rezepturen. Sehr bedenklich ist auch die Tatsache, dass in dieser Gruppe 1 500 bis 2 000 Minderjährige waren , also Menschen, die nicht reif und nicht entscheidungsfähig sind. In der rumänischen Gesellschaft braucht es Initiativen zur Aufklärung junger Menschen zu diesen Themen, so der Drogen-Experte. Außerdem, so Cătălin Țone, werden mehr Stellen zur Behandlung von Drogensucht benötigt. Ein weiteres gefährliches Phänomen, das in rumänischen Schulen weit verbreitet ist, ist die Gewalt, die sich negativ auf alle auswirkt, die am Bildungsprozess beteiligt sind. Das zuständige Ministerium geht davon aus, dass es innerhalb von zwei Wochen ein Verfahren für den Umgang mit Fällen von Gewalt an Schulen vorlegen wird, damit Lehrer und andere Mitarbeiter wissen, wie sie auf solche Situationen auf der Grundlage rechtlicher Verfahren reagieren können. Minis terin Ligia Deca erklärte, dass sie gemeinsam mit dem Justiz- und dem Innenministerium die notwendigen Gesetzesänderungen ausarbeiten werde, und dabei auch Geldstrafen und Verpflichtungen für die Eltern vorgesehen seien. Die Gewerkschaftsvertreter der Beschäftigten im Bildungswesen sprachen sich ihrerseits für Änderungen aus. Sie haben angekündigt, dass sie nächste Woche eine Gesetzesinitiative im Parlament einbringen werden, um der Gewalt an Schulen entgegenzuwirken. Die Entscheidung wurde nach einer Reihe von Vorfällen in mehreren Schulen getroffen, bei denen es zu körperlichen Übergriffen oder Demütigungen von Lehrern kam. Eine Initiative gegen Gewalt war bereits 2018 von der Abgeordnetenkammer verabschiedet worden, scheiterte jedoch im Senat.