Die Nato wird mit neuen Herausforderungen konfrontiert
Ein revanchistisches Russland im Osten und eine dschihadistische Flut aus dem Süden sind die Hauptdossiers auf der Nato-Agenda. Das sagen die Teilnehmer einer Konferenz zu Sicherheitsthemen, die in Bukarest organisiert wurde.
Bogdan Matei, 27.05.2016, 17:13
Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel gegründet, die Amerikaner in Europa und die Sowjets und Deutschen am Boden zu behalten, wird die Nato, 70 Jahre später mit einer komplett anderen geopolitischen Landschaft konfrontiert. Es ist das erste Mal in ihrer Geschichte, stellten die Experten fest, wenn die Nord-Atlantische Allianz beträchtliche Bedrohungen aus zwei unterschiedlichen strategischen Richtungen gleichzeitig verwalten muss.
Das post-sowjetische Russland hat nach der Annektierung der Krim Halbinsel und der Versorgung der abtrünnigen Rebelion im russischsprachigen Osten der Ukraine voll und ganz bewiesen, dass es seine Aggresivität und seinen Landappetit wiedergefunden hat. Andererseits hat der sogenannte Arabische Frühling der letzen Jahre korrupte und missbräuchliche, dennoch laizistische und recht stabile Regimes mit einem dschichadistischen Nebel rund um das Mittelmeer ersetzt, dessen Tentakel bis in das Herz Europas, in Paris und Brüssel reichen um zu töten.
Es sind die komplexesten Herausforderungen und Risiken seit dem Ende des Kalten Krieges bis heute, meint der Assistent des Nato-Generalsekretärs, der Rumäne Sorin Ducaru: Die Hauptbedrohung kommt jetzt aus Russland, das weiterhin einige Regelungen der internationalen Gesetzgebung verletzt. Es wird durch die Instabilität im Nahen Osten und Nordafrika, Gebiete, die sehr nah an den Nato-Grenzen liegen, gekräftigt. Eine weitere Bedrohung stellt die Organisation Islamischer Staat dar, die immer mehr Kämpfer in der Region rekrutiert, Terrorzellen gründet, Waffen anschafft, die dann in organisierten Anschlägen in Europa eingesetzt werden sollen.“
Anwesend in Bukarest bei einer Konferenz zu Sicherheitsthemen, schätzt Duceru, dass durch die Vollendung des Nato-Beitritts Montenegros, Anfang Juli, die Voraussetzungen geschaffen werden können, um die Stabilität auf dem Balkan wiederherzustellen, der sich so nah an dem ex-sowjetischen Raum und an dem Nahen Osten befindet. Gleich nach der Einweihung, diesen Monat, im südrumänischen Deveselu, der Bestandteile des amerikanischen Raketenabwehrschirms, wurde Rumänien unter Rhetorikbeschuss aus Moskau genommen, begleitet von Vorwürfen und Warnungen, obwohl alle politischen Entscheidungsträger in Bukarest betont haben, dass das System nicht gegen die Russen gerichtet sein.
Der Staatssektretär im rumänschen Verteidigungsministerium, Ştefan Tinca, wiederholt, dass der Terror und die Migration, ihrerseits auch beträchtliche Gefahren darstellen: Was aus dem Süden kommt, ist genauso riskant für uns: die Frage der Migration, um von Terror gar nicht mehr zu sprechen. Es sind Rumänen bei den Anschlägen im Westen Europas gestorben. Meine Meinung ist also, dass wir nicht nur den Osten haben, denn im Süden sind wir auch ausgesetzt, vielleicht nicht im selben Ausmaß, aber wir müssen die Nachbarschaft ganzheitlich betrachten, von Norden nach Süden, von Osten nach Westen.“
Der Leiter des Generaloberstabs der Rumänischen Armee, General Nicolae Ciucă, sagt, dass die Aggressionen über die strikt militärische Konfrontation hinaus gehen können, zeigt sich dennoch überzeugt, dass Rumänien und die Nato allgemein, allen Herausforderungen stand halten können.