Devisenreserven der Nationalbank auf Rekordniveau
Die Devisenreserven der rumänischen Nationalbank (BNR) beliefen sich Ende des letzten Monats auf mehr als 65 Milliarden Euro. Dies sei ein Anstieg von 4,1 % im Vergleich zum Niveau von ca. 62,5 Milliarden Euro Ende April 2024, hieß es noch in der Verlautbarung der Zentralbank. Doch die Preis- und Wechselkursstabilität hat auch Nachteile – die rumänischen Exporte werden dadurch weniger wettbewerbsfähig.
Leyla Cheamil und Sorin Georgescu, 04.06.2024, 14:51
Der Rekordwert von 65 Milliarden Euro ist ein historischer Meilenstein für einen Indikator, von dem die Wechselkurs- und Preisstabilität unmittelbar abhängt. Dieser Anstieg der Devisenreserven sei insbesondere darauf zurückzuführen, dass die Konten des Finanzministeriums im Mai mit den Erlösen aus der Emission von Eurobonds in Höhe von mehr als 3,2 Mrd. EUR aufgefüllt wurden, sagen Experten. Dieser Anstieg soll das Vertrauen der Finanzmärkte und der Investoren in die Kreditwürdigkeit Rumäniens stärken, aber auch die Stabilität des Wechselkurses der rumänischen Währung unterstützen. Doch der Wirtschaftsanalyst Aurelian Dochia weist auch auf die Volatilität der Finanzmärkte in der ganzen Welt hin:
„Weltweit befinden wir uns in einer sehr volatilen Situation, die internationalen Finanzmärkte sind sehr unsicher. Man weiß nicht, in welche Richtung sie sich entwickeln werden, und deshalb ist es gut, höhere Devisenreserven zu haben, die eine Art Sicherheitsgürtel für die Turbulenzen sind, die auftreten könnten. Die Tatsache, dass die Reserven zugenommen haben, zeigt meiner Meinung nach, dass wir einfach auf weitere Entwicklungen vorbereitet sein und handeln müssen – etwa das große Handelsdefizit, das wir seit Jahren mitschleppen, korrigieren und die Exporte wettbewerbsfähiger machen.“
Aurelian Dochia sagte weiter, dass ein Teil der Devisenreserven aus europäischen Fonds stammt, die dann in Lei umgewandelt und vom Finanzministerium zur Bezuschussung von Investitionsprojekten verwendet werden. Der Wirtschaftsanalytiker meint ferner, dass der Anstieg der rumänischen Devisenreserven zwar eine gute Nachricht sei, aber auch weniger günstige Aspekte berücksichtigt werden müssten.
„Vielleicht ist auch die Tatsache, dass einige dieser Investitionen nicht wie geplant durchgeführt werden konnten, ein negativer Aspekt dieser Reserven. Auch dass Rumänien in den letzten Jahren trotz der Turbulenzen, die alle Märkte erfasst haben, eine bemerkenswerte Wechselkursstabilität gezeigt hat, beinhaltet nach Meinung vieler Analysten einen negativen Aspekt, denn während die Inflation sehr steil angestiegen ist – zeitweise lag sie bei 16 % – und der Wechselkurs fast unverändert blieb, leiden unsere Exporte. Sie können bei diesem Wechselkurs nicht wettbewerbsfähig sein.“
Erwähnenswert ist noch, dass die Goldreserven Rumäniens weiterhin stabil bei über 103 Tonnen liegen. Angesichts der internationalen Preisentwicklung belief sich ihr Wert auf fast 7,2 Milliarden Euro. Somit beliefen sich die rumänischen Währungsreserven – Devisen plus Gold – Ende letzten Monats auf insgesamt mehr als 72,2 Mrd. Euro.