Der Zustand der Infrastruktur und die Verkehrssicherheit
Rumänien nimmt in der EU den ersten Platz in puncto Verkehrstote ein - erst am Samstag sorgte ein weiterer tragischer Unfall mit 10 Toten und sieben Verletzten für neuen Gesprächsstoff.
Roxana Vasile, 08.10.2019, 13:12
Die Untersuchung der Tragödie in Ialomiţa dauert noch an – offenbar war ein LKW auf die Gegenfahrbahn geraten und voll in einen Kleinbus gefahren. Der LKW soll allerdings eine legale Geschwindigkeit gehabt haben, und der Fahrer hätte zudem die Pausen eingehalten. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass er während der Fahrt trotzdem am Steuer einnickte oder sein Mobiltelefon benutzte. Bereits seit Samstag wird -ohne jeden direkten Zusammenhang – die Nutzung des Handys am Steuer mit harten Bußgeldern und sogar mit dem Entzug des Führerscheins geahndet. Gleichzeitig wurden Verkehrskontrollen angekündigt, um die Fahrtenschreiber zu überprüfen, die die Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer aufzeichnen. Verkehrsminister, Răzvan Cuc, sagte, er würde auch die Einführung von Netzthautscannern vorschlagen, die Müdigkeit erkennen, aber auch im Falle einer Verlassens der Fahrbahn warnen.
Laut dem Vizepräsidenten der Nationalen Union der Kraftverkehrsunternehmer in Rumänien, Constantin Isac, sind jedoch andere vorbeugende Maßnahmen erforderlich, die nicht nur die Einhaltung der Vorschriften für Berufskraftfahrer zum Ziel haben. „Besonders kritisch ist die Ringstraße um Bukarest und aller anderen großen Städte – ich meine insbesondere die Einrichtungen, die ein Parkplatz auf diesen Ringstraßen bieten muss, zum Beispiel Toiletten, Hygieneräume, notwendigerweise Bewachung … Nicht nur die Fahrer sind Schuld an den Misständen oder die Infrastruktur, sondern auch die Art und Weise , wie im Verkehr kontrollier wird. „
Der Verkehrssicherheitsberater und ehemalige stellvertretende Leiter der Straßenpolizei, Costin Tătuc, vervollständigt das Bild der Bedürfnisse: „Es sollten einige Maßnahmen getroffen werden, um den Verkehr zu trennen – ich meine Straßen für langsame Fahrzeuge, die irgendwo parallel zu diesen Nationalstraßen verlaufen sollten und eine Art Sammelstraße sein könnten . Die beste Lösung besteht jedoch darin, diese Orte durch den Bau von Autobahnen zu umfahren. „
Doch Autobahnen sind eine der Schwächen Rumäniens. 30 Jahre nach der antikommunistischen Revolution und mehr als 12 Jahre, seitdem das Land Mitglied der EU ist, überquert keine einzige Autobahn die Karpaten. Ende 2018 verfügte Rumänien nur über ungefähr 800 Kilometer Autobahn, von denen ungefähr 100 noch aus der Zeit des Diktators Nicolae Ceausescu stammten. Bei den wenigen bisher gebauten Autobahnabschnitten geht es mehr um die Anbindung an das Ausland, als darum, den Einwohnern des Landes zu ermöglichen, beispielsweise Bukarest früher zu erreichen oder ihre Reise an die Schwarzmeerküste zu vereinfachen. Die Dinge bewegen sich jedoch sehr stark. Neben der Trägheit der Machthaber war die Bürokratie eines der Hindernisse – doch auch die Auswahl der rumänischen oder ausländischen Bauunternehmen, deren Hauptzweck darin bestand, ihre Konten zu bereichern, spielte eine Rolle.