Der Fall Gică Popescu: Prominente und Fans fordern Begnadigung
Wegen seiner Verwicklung in die sogen. Transferaffäre wurde der international bekannte ehemalige Fußballspieler Gică Popescu zu Haft verurteilt. Das von einigen Prominenten und Fans angeregte Begnadigungsgesuch wurde zum Therma einer nationalen Debatte.
Florentin Căpitănescu, 10.03.2014, 15:08
Gică Popescu, ehemaliger internationaler Fußballer, einer der besten des rumänischen Fußballs in den letzten 30 Jahren, macht nun die schwierigste Periode seines Lebens durch. Er steht im Mittelpunkt einer Polemik, die nationale Dimensionen angenommen hat. Über 20.000 Personen haben eine Online-Petition unterzeichnet, in dem ein Straferlass für Popescu gefordert wird. Popescu wurde zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Popescu hätte als Kandidat bei den Wahlen für das Amt des Vorsitzenden des Rumänischen Fußball-Verbands antreten müssen. Doch jetzt muss er ins Gefängnis.
Das Bukarester Berufungsgericht hat acht rumänische Fußball-Manager wegen illegaler Transfers zu langen Haftstrafen verurteilt. Die härtesten Strafen wurden gegen den ehemaligen Aktionär von Dinamo Bukarest, Cristi Borcea, und den Spieleragenten Ioan Becali verhängt. Beide müssen für sechs Jahre und vier Monate ins Gefängnis, wobei bei Becali wegen seines Alters eine Strafmilderung wahrscheinlich ist. Der frühere Hauptaktionär von Rapid Bukarest, George Copos, muss für drei Jahre und acht Monate hinter Gitter, der Geschäftsführer von Steaua Bukarest, Mihai Stoica, für drei Jahre und sechs Monate. Das Urteil ist rechtskräftig. Die acht Männer haben laut Gerichtsurteil durch zwölf Transfers einheimischer Fußballer ins Ausland den rumänischen Staat um nahezu 1,5 Millionen US-Dollar geschädigt und die betreffenden Clubs um zehn Millionen US-Dollar. Die beanstandeten Transfers fanden in den Jahren 1999 bis 2005 statt. Die Staatsanwaltschaft hatte die acht Fußball-Manager bereits 2008 angeklagt.
Die Unterzeichner des Gesuches haben besonders Popescus Karriere hervorgehoben, die 115 Spiele für die Nationalelf umfasste, und die Tatsache, dass er Kapitän des FC Barcelona war. Popescu hat den Geldschaden zurückgezahlt. Seine Anhänger, darunter der rumänische Premierminister, der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, einige Journalisten, Ex-Kollegen wie Gheorghe Hagi, aber auch einfache Bürger machten sich der Reihe nach stark für Popescu oder nahmen ihn in Schutz und spielen seine Rolle in der Transferaffäre herunter.
Indessen wird über den Straferlass juristisch kontrovers diskutiert. Eine Begnadigung kann nur vom Staatspräsidenten angeordnet werden und könnte ein gefährlicher Präzedenzfall werden. Das Urteil hatte unweigerlich negative Folgen für das Image des ehemaligen Nationalspielers. Seine Vergangenheit ist zudem von einer nicht restlos geklärten Zusammenarbeit mit der kommunistischen Geheimpolizei Securitate überschattet.
Der Fall Gică Popescu bringt zwei Symbole gegeneinander auf und zwar den berühmten Sportler, einen wahren Botschafter Rumäniens, so wie ihn seine Anhänger bezeichnen, und die Justiz, die nach vielen Jahren an Macht und Unabhängigkeit gewonnen hat.