Debatten zum Thema Bildung in Rumänien
Die Bildung in Rumänien bedarf nach Ansicht der politischen Klasse in Bukarest einer tief greifenden Reform.
Roxana Vasile, 06.12.2019, 16:58
Zu Beginn seiner ersten Amtszeit als Präsident Rumäniens, im Jahre 2014, versprach Klaus Iohannis, selbst von Beruf Lehrer, eine nationale Bildungsstrategie, der er den Namen Gebildetes Rumänien“ gab. Das Dokument, das erst Ende letzten Jahres zur öffentlichen Debatte vorgestellt wurde, wurde von einigen kritisiert. Die Strategie sei so vage, dass sie keine konkreten Lösungen hervorbringen wird, bemängeln diese.
Deutlicher gesagt, schlimmer als das derzeitige Bildungsniveau, ist das Fehlen klarer und kohärenter Maßnahmen zur Korrektur eines seit mehreren Jahren bestehenden Sachverhalts. Das jüngste Beispiel spiegelt diese Tatsache, die mehr als beunruhigend ist wider — die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten PISA-Studie, die die OECD weltweit alle drei Jahre durchführt. Bei diesem Test haben die 15-jährigen rumänischen Jugendlichen das schlechteste Ergebnis in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften der letzten 9 Jahren erzielt. 44 % von ihnen können als funktionale Analphabeten“ bezeichnet werden.
Die Reaktion der derzeitigen Ministerin für Bildung und Forschung, Monica Anisie, schockiert noch einmal: Sie sagte, dass die PISA-Tests keinen Anlass zur Sorge geben. Ihr widersprachen sofort Premierminister Ludovic Orban und Präsident Klaus Iohannis. Am Donnerstag stellte er in einer Pressekonferenz klar, dass die mangelhaften Leistungen der rumänischen Schüler zu einer ernsthaften Reflexion führen müssen. Und betonten, dass er gerade aus diesem Grunde das Projekt Gebildetes Rumänien“ ins Leben gerufen habe. Das Projekt steht weiterhin zur Diskussion, sagte er ferner. Sobald dieser Schritt abgeschlossen ist, werden die Schlussfolgerungen den politischen Parteien vorgelegt, deren politische Unterstützung für die Umsetzung der Maßnahmen von wesentlicher Bedeutung sein wird. Eine pauschale Verurteilung oder eine kleine Nachricht auf Facebook, helfen niemandem, stellte Klaus Iohannis klar. Er bezog sich auf eine Postierung des ehemaligen Premierminister und EU-Kommissar Dacian Cioloş. Dieser forderte darin den Präsidenten auf, einen neuen nationalen Bildungspakt auf den Weg bringen, der neben dem obligatorischen Prozentsatz des zugewiesenen BIP auch eine Vereinbarung zwischen allen politischen Parteien vorsehen sollte, den gleichen Minister für mindestens fünf Jahre beizubehalten, ungeachtet der Häufigkeit der Regierungswechsel und ihrer politischen Farbe.“Ja, diese Aspekte sollten uns zum Nachdenken geben, nicht auf wahlkampforientierte Weise, sondern so, dass das System grundlegend reformiert wird“, antwortete Iohannis.
Doch vorerst stehen nach den Europawahlen und den Präsidentschaftswahlen im Jahre 2019, Kommunal- und Parlamentswahlen im Jahre 2020 an.