Das rumänische Parlament gedenkt des Königs Mihai I.
In Bukarest gab es mehrere feierliche Veranstaltungen zum Gedenken des letzten Königs von Rumänien, Mihai I., der vor einer Woche im Alter von 96 Jahren verstorben war.
Bogdan Matei, 12.12.2017, 15:01
Nicht viele historische Figuren hatten ein solch widriges Schicksal: den demokratischen Werten treu zu bleiben und sowohl dem nationalsozialistischen Deutschland als auch der bolschewistischen Sowjetunion ein Dorn im Auge zu sein. König Mihai I. von Rumänien war eine solche historische Figur. Der am 25. Oktober 1921 geborene Mihai hat im Jahr 1940 als König Mihai I. den rumänischen Thron bestiegen, nach der Abdankung seines Vaters, des unpopulären Carol II. Der junge König Mihai I. blieb jedoch lange Zeit im Schatten des zum Führer ausgerufenen Marschalls Ion Antonescu. Am 23. August 1944, als die Sowjetunion einen Großangriff gegen Rumänien ansetzte, ließ der junge König Mihai I. Marschall Antonescu verhaften, beendete das Militärbündnis mit Deutschland und stellte das Land an die Seite der Alliierten. Die Historiker sind sich einig: der Frontenwechsel habe den Krieg um mindestens 6 Monaten gekürzt und hunderttausende Menschenleben gerettet. Drei Jahre später, als Rumänien sich de fakto unter sowjetischer Besatzung befand, wurde König Mihai I. von Rumänien von der herrschenden Kommunistischen Partei am 30. Dezember 1947 zum Abdanken gezwungen und mußte ins Exil in die Schweiz gehen. Das Land war damals von einer von der Sowjetunion eingesetzten Marionettenregierung regiert. Vom schweizerischen Exil unterstützte König Mihai I. die Aktionen des Nationalen Rumänischen Komitees, das als demokratische Exilregierung Rumäniens präsentiert wurde. Bis zur Wende 1989 wurde er von der Geheimpolizei Securitate ständig überwacht. Der frühere Monarch war mit 26 Jahren aus dem Land vertrieben worden, und durfte erst mit 75 Jahren ins Heimatland zurückkehren. Nach seiner Rückkehr in die Heimat unterstützte der ehemalige König von Rumänien den NATO- und EU-Beitritt Rumäniens bei allen europäischen Königshäusern und Regierungen.
Es war eine Ehrenpflicht Rumäniens, diese exemplarische Biografie auch in einer feierlichen Sitzung des Bukarester Parlaments in Anwesenheit der wichtigsten Persönlichkeiten des Landes zu würdigen. Am Montag tagte das rumänische Parlament in einer feierlichen Sitzung in Gedenken an König Mihai I. In seiner Rede sagte Präsident Klaus Iohannis, dass der König ein Symbol eines wiedergeborenenen und freien Rumäniens darstellte und für immer als großer Staatsmann in Erinnerung bleiben werde. Ministerpräsident Mihai Tudose sagte seinerseits, König Mihai I. werde in die Geschichte als Modell für viele Generationen von Rumänen eingehen. Kronprinzessin Margareta, die Verwahrerin der rumänischen Krone, erklärte, dass das Königliche Haus sich an der Seite der staatlichen Institutionen weiterhin für den Fortschritt des Landes in EU und NATO einsetzen werde. Der Patriarch der Rumänischen Orthodoxen Kirche, Daniel, sagte, der ehemalige König von Rumänien sei ein standhafter Christ gewesen. Der orthodoxe König Mihai I. habe allen anderen religiösen Kulten vollen Respekt gezeigt und sich für den interethnischen und religiösen Frieden eingesetzt, so Patriarch Daniel. Auch der Präsident der Föderation der Jüdischen Gemeinden in Rumänien, Aurel Vainer, würdigte den ehemaligen König von Rumänien als einen Menschen unter Menschen. Im Bukarester Choral-Tempel, der größten Synagoge in Rumänien, fand am Montag, fast gleichzeitig mit der feierlichen Sitzung des Parlaments, eine Gedenkveranstaltung statt. Dabei erinnerte die jüdische Gemeinde an die Aktionen des Königs Mihai I. und der Königin Mutter Elena, die während des Holocausts die Juden in Rumänien unterstützt und viele Menschenleben gerettet hatten.